An deutschen Schulen und Kitas haben junge Sinti und Roma laut einer Untersuchung oftmals keinen leichten Stand. Hinter Diskriminierungen und Übergriffen können demnach Täter auf allen Ebenen stehen.
Benachteiligung, Mobbing, Angriffe: Sinti und Roma werden im deutschen Bildungssystem einer neuen Studie zufolge systematisch um ihre Rechte gebracht. Die Diskriminierung von Angehörigen der Minderheit sei “eine alltägliche Realität”, heißt es in der am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Studie “Antiziganismus im Bildungsbereich” der Melde- und Informationsstelle Antiziganismus. Das Menschenrecht auf Bildung werde für Sinti und Roma “systematisch und rassistisch fundiert eingeschränkt”.
Die Studie umfasst 484 seit 2023 bei der Meldestelle eingegangene Fälle aus dem Bildungsbereich. Im Fokus der Analyse standen Schulen und Kitas, wobei ein Großteil der Fälle auf Schulen entfiel. Die Auswertung zeige “ein erschreckendes Ausmaß der verbalen und physischen Angriffe, Bedrohungen und Beleidigungen”. Täter seien Mitschüler, Lehrkräfte, Kita- und Schulleitungen, aber auch Erzieher, Sozialarbeiter und Behördenmitarbeiter.
Die Folge sei eine systematische Benachteiligung. Angehörige der Minderheit würden ungerechtfertigt Förderschulen zugewiesen. Auch die Zuteilung von jungen zugewanderten Roma in “Willkommensklassen” erschwere den Zugang zum regulären Bildungssystem. Laut Studie müssen Kinder von zugewanderten oder geflüchteten Roma oft unverhältnismäßig lange auf einen Platz in einer Schule oder Kita warten – wenn ihnen der Zugang nicht eh schon grundsätzlich und rechtswidrig verwehrt werde.
Die gemeldeten Angriffe, Beleidigungen und Bedrohungen ließen darauf schließen, dass Schulen und Kitas oft ein feindseliges Umfeld für Sinti und Roma seien, heißt es in der Studie. Mobbing und Angriffe könnten zu Schulangst oder langen Abwesenheiten führen. Lehrkräfte und Schulleitungen würden dabei oft einen antiziganistischen Hintergrund verleugnen.