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Rassismuskritik im Fokus: Bente Ruge ist neue Referentin für Jugendarbeit

Das Amt für Jugendarbeit der westfälischen Landeskirche hat eine neue Referentin: Bente Ruge übernimmt das Referat für Grundsatzfragen und das neu geschaffene Handlungsfeld Rassismuskritik.

Bente Ruge ist 25 Jahre alt und neue Referentin im Amt für Jugendarbeit in Westfalen
Bente Ruge ist 25 Jahre alt und neue Referentin im Amt für Jugendarbeit in WestfalenSimone Hilgers

Bente, was muss man sich denn unter dem Referat für Grundsatzfragen vorstellen?
Bente Ruge: Es geht darum, die Grundsteine freizuhalten, auf denen die pädagogische Arbeit weiter aufbauen kann. Dass beginnt bei der Kenntnis um soziologische Entwicklungen, die das Arbeiten von heute beeinflussen oder verschiedene Strömungen im Kontext der kirchlichen Jugendarbeit.

Die Bearbeitung von Studien und die Analyse gesellschaftlicher Trends im Hinblick auf Kinder und Jugendliche ist ein wesentlicher Teil meiner Arbeit. Der zweite Schritt ist dann der Transfer in die Praxis, also das Fruchtbar-machen dieser Erkenntnisse für den Alltag in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Dafür haben Jugendreferentinnen und -referenten in der Basis häufig keine Zeit. Hier leistet die Stelle Grundsatzfragen einen wichtigen Service.

Auswertung von Studien – ist das nicht auch etwas langweilig?
Im Gegenteil. Die Gestaltung der Zukunft der Kirche, insbesondere der Kinder- und Jugendarbeit, liegt mir sehr am Herzen. Spätestens seit meinem Studium treibt mich das sehr um und wissenschaftliches Arbeiten macht mir große Freude. Um den Gegenwartsbezug und die Wichtigkeit evangelischer Kinder- und Jugendarbeit nicht nur in der Praxis zu erfahren, sondern auch mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu untermauern, ist diese Stelle genau richtig.

Nach dem Tod von George Floyd am 25. Mai 2020 wurden die BlackLivesMatter-Demonstrationen wieder verstärkt aufgenommen
Nach dem Tod von George Floyd am 25. Mai 2020 wurden die BlackLivesMatter-Demonstrationen wieder verstärkt aufgenommenUnsplash / Colin Lloyd

Du bist außerdem für Rassismuskritik zuständig. Das Themenfeld ist neu. Warum?
Das Amt für Jugendarbeit hat eine lange Tradition mit dem Thema Rassismus. Angefangen in den 80er Jahre mit der Arbeit in Offenen Türen, über die Gründung der Gewalt Akademie Villigst, die Deeskalationstrainerinnen und -trainer ausbildet. Zuletzt wurde die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus des Regierungsbezirks Arnsberg an das Amt angekoppelt. Dennoch war es nötig, mit Rassismuskritik einen weiteren Akzent zu setzen, da die Disziplin Rassismuskritik seit einigen Jahren in den Diskurs in Deutschland Einzug gehalten hat.

Es wird immer mehr gefordert, rassistische Strukturen und rassistisches Denken und Handeln auch in Institutionen und Organisationen zu erkennen und abzubauen. Diese Forderungen wurden von der Evangelischen Jugend Westfalen beispielsweise in „Rassismus betrifft uns Alle – Eine Positionierung der Jugendkammer der Evangelischen Kirche von Westfalen zu: #BlackLivesMatter“ gestellt. Wunsch dabei war die kritische Auseinandersetzung auf institutioneller Ebene mit Rassismus und Diskriminierung in den Strukturen der Ev. Jugend von Westfalen. Gleichzeitig soll die Entwicklung evangelischer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu rassismuskritischen Orten und die Umsetzung rassismuskritischer (Bildungs-)Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gefördert werden.

Was sind deine Aufgaben?
Das Aufdecken, Reflektieren und Bekämpfen von rassistischen Strukturen und Verhältnissen. Dazu zählt etwa das Reflektieren weißer Privilegien im Rahmen eines kritischem Weißseins. Es ist wichtig, sich seiner eigenen Privilegien auf Grund einer vorherrschenden Hautfarbe und Ethnie bewusst zu werden und die Auswirkungen dieser Privilegien zu verstehen, um reflektiert handeln und rassistischen Strukturen entgegenwirken zu können.

Zu meinen Aufgaben gehört außerdem die Unterstützung des Empowerments von jungen BIPoC (Black, Indigenous und People of Color). Mit Empowerment ist die Selbst-Bemächtigung strukturell benachteiligter Gruppen gemeint, damit sie aus sich selbst heraus Stärken und Ressourcen entdecken und für die eigenen Rechte eintreten. So kann Evangelische Jugend und Kirche zu einer Kirche der Vielfalt werden.