Seit acht Tagen berät die katholische Weltsynode in Rom über grundlegende Reformen. Einer ihrer wichtigsten Vordenker mahnt zu Geduld – und zur Auseinandersetzung mit den wirklich schwierigen Fragen.
Angesichts kontroverser Ansichten bei der katholischen Weltsynode hat Dominikanerpater Timothy Radcliffe eine Doppelstrategie aus Geduld und offener Auseinandersetzung angemahnt. Am Donnerstagnachmittag sagte er vor rund 350 Synodenteilnehmern: “Viele Menschen wünschen sich von dieser Synode ein sofortiges Ja oder Nein zu verschiedenen Themen! Aber das ist nicht die Art und Weise, wie die Kirche in das tiefe Geheimnis der göttlichen Liebe vordringt.”
Zugleich mahnte der designierte Kardinal die Synodalen, sie dürften “nicht vor den schwierigen Fragen davonlaufen”. Sie sollten zuhören, “nicht um zu antworten, sondern um zu lernen”.
Dazu gehöre die Frage: “Wie können Männer und Frauen, die nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen sind, gleich und doch verschieden sein? Wir dürfen der Frage nicht ausweichen, indem wir entweder die Gleichheit oder den Unterschied leugnen”, so der Ordensmann. “Und wie kann die Kirche die Gemeinschaft der Getauften sein, die alle gleich sind, und doch der Leib Christi, mit unterschiedlichen Rollen und Hierarchien? Dies sind tiefgreifende Fragen.”
Wenn es nicht gelinge, die Kirche zu einem Haus Gottes mit Raum für alle zu verwandeln, liefen Reformen nur darauf hinaus, “dass wir die Liegestühle auf dem Deck der Titanic umstellen”, mahnte der Theologe. An die Adresse skeptischer Kirchenmitglieder gewandt fügte er hinzu: “Bitte bleiben Sie, egal wie frustriert Sie von der Kirche sind. Stellen Sie weiter Fragen! Gemeinsam werden wir den Willen des Herrn herausfinden.”