Predigttext am 20. Sonntag nach Trinitatis: Markus 2,23–28Das Ährenraufen am Sabbat23 Und es begab sich, dass er am Sabbat durch ein Kornfeld ging, und seine Jünger fingen an, während sie gingen, Ähren auszuraufen. 24 Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Sieh doch! Warum tun deine Jünger am Sabbat, was nicht erlaubt ist? 25 Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er in Not war und ihn hungerte, ihn und die bei ihm waren: 26 wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit Abjatars, des Hohenpriesters, und aß die Schaubrote, die niemand essen darf als die Priester, und gab sie auch denen, die bei ihm waren? 27 Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. 28 So ist der Menschensohn ein Herr auch über den Sabbat.
Von Christian Bochwitz
1. Szene: Jesus und die Jünger gehen durch Kornfelder am Sabbat und unterwegs nehmen sie sich von den Ähren Wegzehrung.Ein idyllisches Bild: Die Sonne scheint; die Dreizehn sind von einem Ort zum nächsten unterwegs und der Weg ist lang. So lang jedenfalls, dass einige, vielleicht alle, Hunger bekommen und das Nächstliegende tun – Ähren zu raufen, um sie zu essen.2. Szene: Plötzlich tauchen Pharisäer auf – Menschen, die sich in den Heiligen Schriften auskennen–, die dieses beobachtet und gesehen haben und wissen, was recht zu tun und zu lassen ist. Sie sprechen Jesus darauf an: Warum tun die Jünger, was am Sabbat nicht erlaubt ist? Sie fragen damit, so meine ich, zuallererst nach dem Grund dafür, warum etwas eigentlich nicht Erlaubtes am Feiertag gemacht wird.3. Szene: Jesus nimmt die Frage nach dem Grund ernst, indem er den Grund für das Verhalten der Jünger erklärt. Dazu verweist er auf eine Geschichte aus der Heiligen Schrift, wo David wegen des Hungers seiner Gefährten sogar von den Schaubroten im Tempel isst und sie an seine Gefährten verteilt, wo doch nur die Tempelpriester davon essen dürfen. Damit wendet er die Antwort ins Grundsätzliche: Die Not des Menschen erlaubt die Gebotsübertretung, weil die Gebote für den Menschen gemacht sind, weil sie lebensfördernd sind. Eigentlich sind es – recht gesehen – sogar zwei Gebote, die hier verletzt werden: Du sollst nicht stehlen, und du sollst den Feiertag heiligen.
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