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Pumpkin Pie für die gespaltene USA – Essen setzt viele Emotionen frei

Eier trösten; Rührei mit Butter hilft gegen Nervosität. Denn Essen ist nach Einschätzung der Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen viel mehr als nur Nahrungsaufnahme.

Essen und Gefühle sind nach den Worten der Kulturwissenschaftlerin und Kochbuchautorin Elisabeth Bronfen eng miteinander verbunden. “Es mag vielleicht esoterisch klingen, aber ich denke, dass wir beim Essen nicht nur Kalorien aufnehmen, sondern auch die Emotionen, die beim Kochen frei werden”, sagte sie in einem Interview mit der “Süddeutschen Zeitung” (Samstag).

Beobachtet hätten das schon die alten Griechen. “Es gab in der griechischen Antike die sogenannte Humoralpathologie, eine Lehre von den Körpersäften, den Elementen und ihren Wirkungen”, so Bronfen. Laut dieser hätten etwa Choleriker zu viel “trockenes Feuer” in sich. Deshalb sollten sie im Gegenzug eher feucht und kalt essen. Melancholikern wurde empfohlen, eher scharf und heiß zu essen.

Bronfen gefalle der Gedanke, dass “Essen etwas Ausgleichendes hat, es kann nicht nur satt machen, sondern auch Emotionen hervorrufen und besänftigen, wenn man weiß, welche Zutaten man dafür braucht”. Allerdings könne ein und dieselbe Zutat je nach individueller Situation unterschiedliche Gefühle hervorrufen. Beispielsweise könnten Schokolade und Rotwein bei Traurigkeit Trost spenden. “Wenn man gut gelaunt ist, können sie die Freude noch steigern.”

Bronfen bezeichnete Eier als etwas Tröstendes. Wenn sie unglücklich sei, mache sie Rühreier mit Butter. Um jemanden zu beeindrucken, würde sie “groß aufkochen mit aufwendigen Gerichten, die auch optisch etwas hermachen”. Wer jemanden verführen möchte, dem rät sie hingegen zu einem leichten Gericht, etwa “Pilzsalat mit einer sehr subtilen Zitrussoße”.

Weitere Tipps: “Wer beim Kochen auf die Vorlieben des Gastes achtet, zeigt damit, dass er auf die Gefühle des anderen eingeht.” Auch würden Gäste es schmecken, wenn der Koch bei der Zubereitung gestresst war.

Auch kann Essen eine beruhigende Wirkung haben. Deshalb würde Elisabeth Bronfen der gespaltenen US-amerikanischen Gesellschaft wohl eine Pumpkin Pie mit süßlich-würzigem Geschmack – der Kürbiskuchen ist eine traditionelle Nachspeise in den USA – zubereiten. “Egal, wo die Leute politisch stehen, darauf kann man sich als tröstendes Gericht einigen.”