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Publizistin Anne Applebaum mit Carl-von-Ossietzky-Preis geehrt

Die US-Historikerin und Publizistin Anne Applebaum (59) hat am Donnerstagabend den diesjährigen Carl-von-Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg entgegengenommen. Die Auszeichnung gehe an „eine herausragende Intellektuelle“, die mit ihrem Konzept einer öffentlich sichtbaren Zeitgeschichtsschreibung fachwissenschaftliche und journalistische Expertise vereine und sich mutig und mahnend für Demokratie und Menschenrechte in globaler Perspektive einsetze, urteilte die Jury. Die Ehrung ist mit 10.000 Euro dotiert.

Die Osteuropa-Expertin Applebaum habe frühzeitig vor dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und seinem aggressiven, antiwestlichen Kurs gewarnt, hieß es in der Begründung der Jury. Mit ihrer fachlichen Perspektive und journalistischen Kompetenz habe die Pulitzer-Preisträgerin maßgeblich zur öffentlichen Auseinandersetzung mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine beigetragen.

Applebaum war unter anderem für die Tageszeitungen „Washington Post“, „Daily Telegraph“ und „Independent“ tätig. Als Buchautorin schrieb sie unter anderem über den Zerfall der Sowjetunion und die Entwicklung osteuropäischer Staaten nach dem Ende des Kalten Krieges.

2021 erschien ihr Buch „Die Verlockung des Autoritären“. Darin untersuche sie, was für viele Menschen autoritäre und illiberale Herrschaftsformen so attraktiv macht und warum die Demokratie als Regierungsform weltweit unter Druck geraten ist. Eng damit verbunden seien ihre Studien zu den kommunikativen Strategien, die eingesetzt werden, um antidemokratische politische Entscheidungen mehrheitsfähig zu machen, hieß es.

Musikalisch begleitet wurde die Preisverleihung von einem Auftragswerk der 1990 geborenen nordmazedonischen Komponistin Marijana Janevska. Sie erhielt am Abend den mit 3.000 Euro dotierten Kompositionspreis für Zeitgenössische Musik 2024 der Stadt Oldenburg. Janevska studiert zurzeit Musik in Hannover. Beide Preisverleihungen sind traditionell miteinander verbunden.

Der Ossietzky-Preis erinnert an den Schriftsteller, Pazifisten und Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky (1889-1938). Er wird von der Stadt Oldenburg alle zwei Jahre für Arbeiten, Gesamtwerke oder an Personen vergeben, die sich in herausragender Weise mit dem Leben und Werk Ossietzkys, dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus oder mit der demokratischen Tradition und Gegenwart befassen. Frühere Preisträgerinnen und Preisträger waren unter anderem der Pianist Igor Levit (2022) und die Menschenrechtlerin Irina Scherbakowa (2014).