Je mehr man weiß, desto mehr weiß man, was man nicht weiß: Sich selbst eingestehen, dass man Wissenslücken hat, ist nicht sehr beliebt – kann sich aber nach Einschätzung einer Psychologin lohnen.
Sich und anderen eingestehen, dass man nicht alles weiß: Diese “intellektuelle Bescheidenheit” ist nach Einschätzung einer Psychologin eine wertvolle Eigenschaft – und gelinge eher, wenn man eine moderate Meinung vertrete. “Wenn ich extreme Ansichten zu einem Thema habe, wird es immer unwahrscheinlicher, Wissenslücken anzuerkennen”, sagte Larissa Knöchelmann von der Philipps-Universität Marburg der “Süddeutschen Zeitung” (Mittwoch). Vielleicht könnten auch Talkshows besser werden, wenn man vorher zu den Teilnehmern sage: “Leute, es ist auch okay, wenn ihr mal sagt: Ich weiß es nicht.”
Auch an Bildungsinstitutionen wie Universitäten sei intellektuelle Bescheidenheit nicht unbedingt gang und gäbe. “Idealerweise herrscht an Bildungsinstitutionen ein Klima, an dem wir uns Wissen aneignen können, zugleich aber auch ein Klima, in dem wir lernen können zuzugeben, was wir nicht wissen, und konstruktiv miteinander zu sprechen”, so Knöchelmann.
In der Psychologie etwa wögen Studierende, weil sie einen bestimmten Masterplatz haben wollten, aber auch ab: “Wo lohnt es sich gerade, viel Aufwand zu investieren, wofür bekomme ich eine gute Note und wofür nicht? Und da verzichten sie mitunter auf die interessante Debatte”, so Knöchelmann.