Kritiker des Wiederaufbaus des Potsdamer Garnisonkirchturms haben zur Eröffnung in der kommenden Woche Proteste angekündigt. Vor dem Festakt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 22. August sei gegenüber der Kirche eine Kundgebung geplant, teilte die Bürgerinitiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“ am Mittwoch mit. Mit dem seit 2017 neu errichteten Bauwerk sei auf Kosten der Allgemeinheit ein Täter-Denkmal in die ehemalige Militärstadt Potsdam gesetzt worden.
Die evangelische Kirche will den neuen Turm unter anderem für Demokratiebildung nutzen und dort auch die Geschichte der historischen Garnisonkirche kritisch beleuchten. Eine Nutzung des Turms durch Rechtsextreme soll auch durch das Hausrecht ausgeschlossen werden. Die 1945 bei einem Luftangriff weitgehend zerstörte Militärkirche war als Ort und Symbol antidemokratischer Kräfte bekannt. Hitler hielt dort am sogenannten „Tag von Potsdam“ 1933 eine Rede. In der DDR wurde die Ruine des Barockbaus 1968 abgerissen, der Turm wurde gesprengt.
Die Bürgerinitiative betonte, Potsdam sei in der Weimarer Zeit eine rechtsnationale und republikfeindliche Hochburg im sozialdemokratisch regierten Staat Preußen gewesen. Die Garnisonkirche sei seinerzeit eine Keimzelle von Gewalt auch gegen Sozialdemokraten gewesen. „Nun dürfen wir zuschauen, wie ein sozialdemokratischer Bundespräsident die steuerfinanzierte Kopie des reaktionären Symbolbaus feierlich eröffnet“, erklärten die Kritiker des Wiederaufbaus. Steinmeier ist seit 2017 Schirmherr für den neuen Garnisonkirchturm.