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Protest und Tumulte nach Franco-Trauermesse in Madrid

50 Jahre nach Francos Tod feiern den Diktator noch immer viele in Spanien. Seine Anhänger kritisieren Regierungschef Sánchez, Medien und die katholische Kirche – obwohl diese vielerorts sogar Gedenkmessen feierte.

In ganz Spanien haben Menschen an Gedenkgottesdiensten für den vor 50 Jahren gestorbenen Diktator Francisco Franco teilgenommen. In Madrid kamen am Donnerstagabend Hunderte Anhänger zusammen; im Anschluss an den Gottesdienst kam es zu Tumulten, als eine große Gruppe den Diktator mit faschistischen Liedern feierte. Zwei Femen-Aktivistinnen stürmten vor die Kirche und kritisierten barbusig einen “legalen Faschismus” in Spanien.

Franco-Anhänger beschimpften anwesende Journalisten als “Lügenpresse” und wetterten gegen Regierungschef Pedro Sánchez und Kirchenvertreter. Sánchez ließ vor sechs Jahren Francos Leichnam aus seinem Mausoleum im Tal der Gefallenen bei Madrid in ein privates Grab umbetten; Kirchvertreter hatten dies zugelassen.

Auch in anderen Städten wie Málaga, Sevilla, Toledo, León, Valladolid, Zamora und Saragossa gab es laut Medienberichten Gedenkgottesdienste für Franco (1892-1975). Dass die faschistische Franco-Stiftung dazu aufruft, verwundert den Vorsitzenden der Vereinigung zur Aufarbeitung der historischen Erinnerung, Emilio Silva, wenig. Spaniens Rechte habe sich wie das faschistische Franco-Regime schon immer der Religion bedient.

“Doch es ist empörend, dass die katholische Kirche an Akten der Verherrlichung Francos selbst heute noch freiwillig teilnimmt und diese damit sogar fördert”, sagte Silva der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Spaniens Bischofskonferenz wollte sich auf Anfrage nicht zu der Kritik äußern.

Er halte die Trauermessen für illegal, da sie gegen das “Gesetz zur demokratischen Erinnerung” verstießen, laut dem solche Huldigungen eigentlich verboten sein sollten, sagte Silva. Der Franco-Opferverband fordert, Trauergottesdienste für Franco und andere Regime-Größen zu sanktionieren. Laut Artikel 38 des besagten Gesetzes sind diese jedoch nicht grundsätzlich strafbar. Hierfür müsste bei den Messen dem Diktator tatsächlich explizit gehuldigt oder die Opfer des Regimes beleidigt werden.

In Frankreich hatte vergangene Woche ein Gedenkgottesdienst in Verdun für den französischen Helden des Ersten Weltkriegs und NS-Kollaborateur Marschall Philippe Pétain (1856-1951) eine ähnliche Kontroverse ausgelöst. Dort ist nun eine Anzeige wegen Revanchismus anhängig.