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Prostituierten-Beratung “Theodora” hilft beim Ausstieg

Die kirchliche Ausstiegsberatung „Theodora“ für Prostituierte im Raum Ostwestfalen-Lippe hat im vergangenen Jahr 130 Frauen intensiv beraten. 41 Prozent der Sexarbeiterinnen waren unter 30 Jahren, wie die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen am Donnerstag in Herford mitteilte. Fast ein Drittel der betreuten Frauen (29 Prozent) sei im Laufe des Jahres aus der Sexarbeit ausgestiegen. Die Frauenhilfe ist Trägerin der Beratungsstelle, die seit 2011 Prostituierte in der Region OWL begleitet.

In 39 Prozent der Beratungsfälle im vergangenen Jahr hätten die Prostituierte von sich aus Kontakt aufgenommen, um Wege aus der Szene zu suchen, sagte Petya Bozhkova vom „Theodora“-Büro, das in Herford angesiedelt ist. Die Beraterinnen unterstützen die Frauen mit einem umfassenden Hilfe-Netzwerk. Sie stellen für sie etwa einen Antrag auf Teilnahme am nächsten Deutsch-Sprachkurs, begleiten sie zu Behördenterminen, helfen bei einer fehlenden Krankenversicherung oder bei der Jobsuche.

Die mobile, aufsuchende Arbeit ist zudem ein wesentlicher Tätigkeitsschwerpunkt der Beratungsstelle, wie es hieß. Im vergangenen Jahr sei in 54 Bordellen und Clubs der Region Kontakt zu über 600 Sexarbeiterinnen aufgenommen worden. Das seien 100 mehr gewesen als ein Jahr davor. Die angetroffenen Frauen kamen demnach vor allem aus Rumänien, Bulgarien, Thailand, Russland, Polen und Ungarn. Hier biete „Theodora“ zum Teil muttersprachliche Begleitung an, sagte Beraterin Diana Dimitrova. „Viele Prostituierte können aufgrund ihrer geringen Sprachkenntnisse und ihres fehlenden Wissens über das deutsche Sozialsystem nicht nach adäquaten Beratungsangeboten suchen.“

Der Name der Beratungsstelle bezieht sich auf die byzantinische Kaiserin Theodora (497-548 nach Christus), die selbst im „Rotlichtmilieu“ ihrer Zeit aufwuchs und sich als Kaiserin für die Rechte von Prostituierten einsetzte. Weitere Beratungsstellen für Prostituierte unterhält die Evangelische Frauenhilfe in Südwestfalen und im Münsterland. Zum kirchlichen Hilfsangebot gehört auch die Herforder Beratungsstelle „Nadeshda“ für Zwangsprostituierte.