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Projekt versorgt hunderte traumatisierte Kinder in der Ukraine

Hunderte traumatisierte Kinder und Jugendliche in der Ukraine haben therapeutische Hilfe erhalten und über 240 ukrainische Fachkräfte wurden geschult. Das ist die Bilanz eines internationalen Projekts zur Traumatherapie unter Leitung von Elisa Pfeiffer, Professorin und Inhaberin des Lehrstuhls für Klinische Psychologie und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Wie die Uni am Freitag mitteilte, habe sich die psychosoziale Versorgungsstruktur des Landes nachhaltig verbessert.

Tod und Angst gehörten seit Beginn des russischen Angriffskrieges 2022 zum Alltag der Zivilbevölkerung, hieß es. Viele Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche, seien mit traumatischen Ereignissen konfrontiert, die unbehandelt zu langfristigen psychosozialen Einschränkungen führen können. „Es gab in der Ukraine bis dato keine evidenzbasierte Traumatherapie, noch dazu sind kurz vor der russischen Invasion die öffentlichen Mittel für psychische Gesundheit gekürzt worden“, sagte Pfeiffer.

Als leitende Psychologin am Universitätsklinikum Ulm habe sie gemeinsam mit einem Kollegen bereits im März 2022 ein Weiterbildungsprogramm für ukrainische Therapeutinnen und Therapeuten gestartet. Das Ausbildungsprogramm und die Therapie selbst seien gezielt an die anhaltende Kriegssituation angepasst worden. Unterstützt wurden sie von zertifizierten Trainern aus aller Welt. Bis Mai 2024 schulte das Team mehr als 240 Personen in der evidenzbasierten Traumatherapie. 63 von ihnen seien mittlerweile vollständig zertifiziert.

Im Zuge des Programms seien mehr als 300 Kinder und Jugendliche behandelt und ihre Daten zur Auswertung des Trainingsprogramms und der Therapie erfasst worden. Insgesamt hätten noch hunderte weitere Kinder Hilfe erhalten. In den rund 300 evaluierten Fällen zeige sich, dass die psychische Belastung der jungen Patienten nachweislich zurückging. Viele erfüllten nach Abschluss der Therapie sogar keine klinischen Diagnosestandards mehr für posttraumatische Belastungsstörungen.

Ein wichtiges Ergebnis für die Forschung sei, dass die Behandlung auch bei Kindern erfolgreich sei, die sich weiterhin in der Krisensituation befinden. „Eigentlich ist es ein Credo, dass Traumatherapie erst stattfindet, wenn das Kind schon in Sicherheit ist“, erläuterte die Psychologie-Professorin. „Wir wollten aber gezielt den Kindern, die weiterhin Traumata erleben, helfen, da ihre Symptomatik sonst chronisch werden könnte.“ Für andere Kriegs- und Krisenregionen sei das eine wichtige Botschaft. (3321/24.10.2025)