In der Alten Synagoge in Einbeck können interessierte Bürger ab dem 15. Mai das Buch Rut aus dem Alten Testament mit eigener Handschrift abschreiben. Das Projekt „Skriptorium“ läuft bis zum 12. Juni, teilte der Förderverein Alte Synagoge mit. In dieser Zeit ist die Alte Synagoge jeweils freitags von 17 bis 19 Uhr sowie mittwochs von 10 bis 12 Uhr als Skriptorium geöffnet. Für Gruppen und Schulen sind Öffnungszeiten nach Vereinbarung möglich. Mitveranstalter des Projekts ist die Jüdische Gemeinde Göttingen.
Das Buch Rut gilt den Organisatoren zufolge „in der Weltliteratur als Meisterwerk der Erzählkunst“. Es erzähle in einer anrührenden Geschichte von Familie, Schicksalsschlägen, Mut und Liebe, vom Zusammenleben mit Fremden, von Interreligiösität und starken Frauen. Die junge Frau Rut werde zu einer wichtigen Konvertitin zum Judentum, und sie werde Vorfahrin König Davids, dem Vorfahren des Messias.
„Das eigenhändische Abschreiben heiliger Texte, Buchstabe für Buchstabe, wird seit der Antike bis heute praktiziert und als ein spiritueller Vorgang erachtet,“ sagte Jasmin Andriani, Rabbinerin
der liberalen Jüdischen Gemeinde in Göttingen. Durch Abschreiben des biblischen Buches in deutscher
Übersetzung könnten sich die Projektteilnehmer mit dessen faszinierendem und aktuellem Inhalt
beschäftigen. Papier sowie ein in Abschnitten unterteilter Rut-Text werde zur Verfügung gestellt, es könne aber jeder auch seine eigene Bibel als Vorlage nehmen.
Am Ende des Skriptoriums steht am 12. Juni, dem jüdischen Erntefest Schawuot, der erste jüdische Gottesdienst in der Alten Synagoge seit der 2022 vollendeten Sanierung des Gebäudes. „Soweit wir wissen der erste in Einbeck seit der Schoah“, sagte der Vorsitzende des Fördervereins Alte Synagoge, Frank Bertram.