Die Universitätskirchengemeinde Marburg und die Hessische Stipendiatenanstalt sind mit dem Gottesdienstpreis der Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes ausgezeichnet worden. Der mit 3.000 Euro dotierte Preis wurde anlässlich der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) am Dienstagabend im nordhessischen Hofgeismar verliehen. Damit würdigte die Stiftung den Buß- und Bettagsgottesdienst aus dem Jahr 2022 unter der Überschrift „Wir sind gegen den Krieg!“.
Gefeiert wurde der Gottesdienst unter der Federführung der Repetentin der Stipendiatenanstalt, Aline Seidel, und Pfarrer Joachim Simon, gemeinsam von Studierenden der Initiative BRUKS (belarussische, russische, ukrainische und kasachische Studierende), der Hessischen Stipendiatenanstalt und dem Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Marburg. Das Besondere sei der intensive Vorbereitungsprozess und die Mitwirkung von Studierenden, die als „Lebensexpertinnen“ hautnah vom Krieg in der Ukraine berichten konnten, urteilte die Stiftung, die den Preis seit 2009 alljährlich vergibt.
Der ehemalige Propst Helmut Wöllenstein (Sprengel Marburg) würdigte in seiner Laudatio den stimmigen und innovativen Aufbau des Gottesdienstes sowie die Dialogpredigt. Beiden Predigenden sei es gelungen, verschiedene Stimmen gleichrangig nebeneinander zu stellen: In ruhiger und doch dynamischer Abfolge sei ein spannungsvoller Diskurs eröffnet worden mit verschieden Perspektiven zu Krieg und Frieden.
Der Dialog habe das Dilemma nachgezeichnet zwischen Gewissensethik und Verantwortungsethik – „zwischen dem Gewaltverzicht der Bergpredigt und der Verantwortung, die man in der Realität sieht, um schutzlos Angegriffene zu verteidigen“, führte Wöllenstein aus. Beide Linien seien inhaltlich gefüllt und mit Zitaten aus der Fachliteratur untermauert worden, ebenso mit Deutungsangeboten, „die Orientierung geben und den Raum für eine eigene Positionierung öffnen“. So sei klar an der biblischen Vision festgehalten worden, „dass am Ende Frieden steht … und wir für den Frieden einstehen“.