25 Jahre zählte Jozef Kowalczyk zu den einflussreichsten Bischöfen in Polen. Papst Johannes Paul II. schickte ihn 1989 als ersten Vatikanbotschafter seit dem Zweiten Weltkrieg nach Warschau. Nun starb der spätere Primas.
Der frühere Primas von Polen, Erzbischof Jozef Kowalczyk, und enge Vertraute von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) ist tot. Kowalczyk starb am Mittwoch im Alter von 86 Jahren in einer Klinik im südpolnischen Tarnow, wie das westpolnische Erzbistum Gniezno (Gnesen) am Donnerstag mitteilte. Der Gnesener Diözesanbischof ist zugleich Polens Primas.
Nach Angaben des Erzbistums wurde Kowalczyk seit mehr als drei Wochen im “ernsten Zustand” in der Klinik behandelt. Primas Erzbischof Wojciech Polak hatte Ende Juli zu Gebeten für seinen Vorgänger aufgerufen.
Der langjährige Vatikandiplomat Kowalczyk prägte von 1989 bis 2014 die katholische Kirche in Polen entscheidend mit. 1989 machte Papst Johannes Paul II. ihn – nach der Wiederaufnahme voller diplomatischer Beziehungen – zum ersten Apostolischen Nuntius in Polen seit dem Zweiten Weltkrieg.
Nicht nur, dass Kowalczyk Nuntius in der eigenen Heimat war; auch, dass er den Botschafterposten fast 21 Jahre lang inne hatte, ist weltweit eine Besonderheit. Dem Geistlichen wurde vorgeworfen, in der Zeit Informationen über übergriffiges Verhalten sowie sexuellen Missbrauch durch Kleriker nicht an den Vatikan gemeldet zu haben.
2010 wurde Kowalczyk dann Erzbischof von Gnesen und damit Polens Primas. Seine diplomatische Ader machte ihn zur idealen Integrationsfigur für alle Flügel der Polnischen Bischofskonferenz.
Im Mai 2014 nahm Papst Franziskus den altersbedingten Rücktritt des damals 75-Jährigen als Gnesener Erzbischof an. Ein herzliches Verhältnis verband Kowalczyk mit dem Berliner Kardinal Georg Sterzinsky (1936-2011). Dieser stammte aus dem einst ostpreußischen Ermland, wo Kowalczyk seine Priesterausbildung absolvierte und den Kontakt zur deutschen Minderheit suchte. Als “Freund der Deutschen” erhielt er 2006 das Bundesverdienstkreuz.