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Plakatkunst der Belle Epoque im Germanischen Nationalmuseum

Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg präsentiert bis 2. Juni in seiner Dauerausstellung zur Kunst des 20. Jahrhunderts eine kleine Auswahl von 16 Plakaten von Jules Cheret (1836-1932). Der französische Lithograph gilt als “Vater” und “König” der Plakatkunst der Belle Epoque, wie es in der Ankündigung heißt. Seine Reklamedrucke prägten Ende des 19. Jahrhunderts das Pariser Straßenbild.

Cheret gehört laut Generaldirektor Daniel Hess zu den Pionieren der Plakatkunst, noch bevor Künstler wie Henri de Toulouse-Lautrec diese Kunstform für sich entdeckten. Meist diente ihm eine junge kokett lächelnde Dame als zentraler Blickfang. Im eleganten Pelzcape gleite sie über die glatte Eisfläche des Palais de Glace auf den Champs-Elysees, um das winterliche Vergnügen des Eislaufens zu bewerben. Sie wirble aber auch mit weiten, wehenden Röcken auf Theaterbühnen und Tanzparketten.

Mit graziler Handhaltung präsentiere die Dame Petroleumlampen und Kirschlikör oder sie vergnüge sich mit Freunden bei einer Achterbahnfahrt, heißt es. Schnell avancierte dieser Frauentypus, die sogenannte Cherette, zu einer überaus erfolgreichen Werbeikone und zum Markenzeichen von Cheret. Männliche Begleiter, wenn überhaupt auf seinen Entwürfen vorhanden, waren nur im Hintergrund zu sehen.

Cherets Plakate hingen an Litfaßsäulen, Hauswänden und den damals zahlreichen Pariser Bauzäunen. Seit der Architekt Georges-Eugene Haussmann Mitte des 19. Jahrhunderts die französische Hauptstadt zu einer modernen Metropole umbaute, boten breite Boulevards großzügige Sichtachsen für auffällige Werbeflächen. Schon zu seinen Lebzeiten stachen Cherets Plakate heraus. Sie wurden preisgekrönt und zählten zu begehrten Sammelobjekten. Auch in anderen europäischen Großstädten lösten seine Motive eine große Plakatbegeisterung, eine “Affichomanie”, aus.

Cheret setzte den Angaben zufolge maximal fünf Farben ein, die er per Spritztechnik aufs Blatt brachte. Durch das Überlagern der Farbschichten ließen sich einfach und kostengünstig zusätzliche Mischtöne und damit auch eine Tiefenräumlichkeit erzeugen. Zudem erwarb er moderne Lithopressen, die es ihm ermöglichten, Großformate zu produzieren. Mehr als 1.200 Motive stammten aus seiner Werkstatt. Bei den Nürnberger Exemplaren handele es sich größtenteils um Dauerleihgaben aus der Oschmann-Stiftung.