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Pilotprojekt: “Torfmoos-Turbo” im Königsmoor

Torfmoose sind zwar nur wenige Zentimeter groß, gelten aber als Wunderpflanzen. Jetzt sollen sie die Wiederbelebung von Hochmooren beschleunigen, im Königsmoor (Kreis Rendsburg-Eckernförde) startet heute ein großer Ansiedlungsversuch von Torfmoosen. Ohne Hilfe kann es Jahrzehnte dauern, bis diese Pflanzen in wiedervernässte Moore zurückkehren: „Wir wollen den Mooren unter die Arme greifen und die Entwicklung zum Hochmoor anschubsen“, sagte Projektkoordinator Vytas Huth von der Universität Greifswald dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Forschende der Universitäten Greifswald und Rostock sowie Moor-Expertinnen und Experten der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein holen die leuchtend grünen und mit Wasser vollgesogenen Pflanzen mit den Händen aus einem renaturierten Teil des Königsmoors. „Die Spenderfläche wird sich schnell wieder erholen“, weiß Huth. Eingesetzt werden die Moosstückchen auf 1.000 Quadratmetern, die kürzlich wiedervernässt wurden.

Die Aktion ist ein Modellvorhaben im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz vom Bundesamt für Naturschutz und dem Bundesamt für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit. „Wir erforschen, wie die Hochmoor-Renaturierung ehemals landwirtschaftlich genutzter Flächen verbessert werden kann“, sagt Huth. Neben dem Pilotprojekt in Schleswig-Holstein gebe es ähnliche Versuche in niedersächsischen Mooren in den Landkreisen Cuxhaven, Wittmund und Aurich.

Gelingt die Übertragung der Torfmoose, könne die Strategie bundesweit angewandt werden, um in Zukunft wiedervernässte Moore viel schneller wieder zu besiedeln. „Damit würde das Moor früher zu wachsen beginnen und aktiv Kohlenstoff aus der Atmosphäre speichern“, erklärt Huth.

Torfmoose seien der Motor für das Wachstum von Hochmooren, dienen als Wasserspeicher und bieten wertvolle Lebensräume für moortypische Tiere und Pflanzen. Nicht zuletzt nehmen Torfmoose CO2 aus der Luft auf, speichern es als Kohlenstoff im Boden und leisten damit einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Huth: „Ein Hektar wiedervernässtes Moor kann ein bis zwei Tonnen Kohlenstoff pro Jahr speichern, wenn die Torfmoose zurückkehren.“

In Schleswig-Holstein gibt es circa 15 verschiedene Torfmoos-Arten („Sphagnum“) in den Farben grün, rot und braun. „Die kleinen Pflanzen haben keine Wurzeln, sondern wachsen nach oben immer weiter, während die unteren Schichten absterben“, sagt der Experte. Da im nassen Moorboden kaum Sauerstoff vorhanden ist, zersetzen sich die abgestorbenen Pflanzenteile nicht, sondern türmen sich auf, pressen sich zusammen und bilden den sogenannten Torf. So wächst das Moor Schicht für Schicht um einen Millimeter pro Jahr.

Torfmoose bilden Teppiche auf Wasserflächen im Moor, die immer dichter werden. Darauf finden andere moortypische Pflanzen wie der Sonnentau, das Weiße Schnabelried oder die Moosbeere ihren Lebensraum. Da die meisten Moore wegen der Landwirtschaft trockengelegt wurden, zählen Hochmoore in Deutschland zu den am stärksten gefährdeten Biotopen. Huth hofft, dass das Moos-Anpflanzungsprojekt auch langfristig erfolgreich ist und künftig die Wiederbelebung der Moore schneller geht: „Wir können mehr Tempo für den Klimaschutz gut gebrauchen.“