Laut, bunt und fröhlich soll es nach dem Willen von Pfarrer Pascal Würfel im Fastnachtsgottesdienst am Sonntag in Karlsruhe-Neureut-Nord zugehen. Es sei eine ganz besondere Atmosphäre, wenn eine Blasmusikgruppe mit Pauken und Trompeten, eine Narrenzunft mit Masken und eine Tanzgarde in die Kirche einzögen, sagte Würfel am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Verkleidet und mit Masken seien auch die meisten Besucherinnen und Besucher.
Mit dem ungewöhnlichen Angebot, das bereits zum fünften Mal am Sonntag vor Beginn der Fastenzeit stattfindet, hat der evangelische Theologe in den vergangenen Jahren jeweils etwa rund 400 Fastnachter in die Kirche gelockt. „Wir möchten auch denjenigen die Möglichkeit geben, einen Gottesdienst zu feiern, die das sonst vielleicht nicht tun würden.“
Es sei ein anderes Publikum als an anderen Sonntagen, sagte Würfel. „Wir kommen nur an Weihnachten und an Fasching in die Kirche“, habe ihm etwa ein Besucher gesagt. Normalerweise besuchen etwa 50 Menschen den sonntäglichen Gottesdienst in der evangelischen Kirche Neureut-Nord.
Auch wenn die Welt durch Kriege und Katastrophen überhaupt nicht lustig sei, gebe es eine große Sehnsucht zu feiern, hat Würfel festgestellt. Er sei sich bewusst, dass ein solcher Gottesdienst eine Gratwanderung sei. So werde die Predigt zwar „lustig, aber keinesfalls klamaukig“ sein. Er sehe seinen seelsorgerlichen Auftrag auch darin, in der Predigt etwas Hoffnung zu verbreiten.
Dabei will der evangelische Pfarrer, der auch mal Gedichte im Kneipengottesdienst rezitiert, in Reimen predigen. Schließlich seien auch die großen Büttenreden in den Fastnachtshochburgen in Versform. Verkleiden werde er sich aber nicht, sondern wie üblich im schwarzen Talar predigen.
Das sei er der Würde dieses Amtes schuldig, so Würfel. Außerdem seien die Fastnachter ja zu Gast in der Kirche, in einem Gottesdienst. Vielleicht werde er sich aber wieder, wie im vergangenen Jahr, die Haare blau färben oder eine rote Clownnase anziehen.
Wie beliebt der ungewöhnliche Gottesdienst ist, zeige sich auch darin, dass in diesem Jahr gleich zwei Tanzgruppen dabei seien. Befürchtungen, dass der Platz nicht ausreicht, hat Würfel aber nicht. Inklusive der Kirchenemporen sei in dem Gotteshaus aus dem 19. Jahrhundert Platz für insgesamt 1.000 Menschen. (0289/08.02.2024)