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Pfälzer Kirche stellt sich auf drastische Einschnitte ein

Die Evangelische Kirche der Pfalz stellt sich auf tiefgreifende Einschnitte in ihrer Arbeit ein. Die Landessynode beschloss zum Abschluss ihrer dreitägigen Tagung am Samstag in Speyer einstimmig den Haushalt für die kommenden zwei Jahre. Für 2025 beträgt das Volumen rund 220 Millionen Euro und für 2026 rund 218 Millionen Euro. Größter Ausgabeposten seien die steigenden Personalkosten mit rund 130 Millionen Euro, informierte Finanzdezernentin Karin Kessel. Dies sei eine große Herausforderung angesichts der stagnierenden Kirchensteuereinahmen, die ebenfalls rund 130 Millionen Euro betragen werden.

Weitere Maßnahmen zur Konsolidierung des Haushalts seien im Zuge des landeskirchlichen Reformprozesses („Priorisierungsprozess“) „zwingend erforderlich“, sagte Kessel. Wenn es zu weiteren Einbrüchen bei der Kirchensteuer komme, wäre ein Nachtragshaushalt zur Finanzierung der kirchlichen Aufgaben nötig.

Bis 2035 will die Pfälzer Kirche vor dem Hintergrund zurückgehender Mitgliederzahlen und finanzieller Mittel mindestens 45 Prozent ihres Haushalts – rund 60 Millionen Euro – einsparen. Die Synode will auf ihrer kommenden Frühjahrstagung im Mai 2025 beschließen, welche Arbeitsbereiche in welcher Höhe von Einsparungen betroffen sein werden.

Die juristische Oberkirchenrätin Bettina Wilhelm stimmte die Synode auf harte Einsparmaßnahmen beim Stellenplan ein. Bis 2035 müsse knapp die Hälfte des landeskirchlichen Personals, mehr als 400 Stellen, eingespart werden.

Erstmals verabschiedete die Synode eine Bilanz zur Vermögenslage der Landeskirche. Demnach beträgt das Eigenkapital mehr als 210 Millionen Euro, das Vermögen der Kirchengemeinden und Kirchenbezirke sei nicht miterfasst. Zudem beschloss die Synode für sich selbst ein Konzept zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, um ein Signal an alle Personen und Einrichtungen in der Landeskirche zu geben.

Am Freitag hatten mehrere Synodale bei einer Aussprache ihr großes Unbehagen darüber geäußert, im kommenden Mai über einschneidende Einsparmaßnahmen entscheiden zu sollen. Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst mahnte indes ein mutiges Handeln an. „Die fetten Pflöcke werden wir einrammen müssen, sonst wird uns die Zeit davonlaufen“, sagte Wüst. Zudem wurde die Weiterführung des digitalen Projektes zur Mitgliederkommunikation „Philippus“ und des Segensbüros „Blessed.Pfalz“ für zwei Jahre beschlossen.

Zum Synodenauftakt am Donnerstag hatte Kirchenpräsidentin Wüst die Haupt- und Ehrenamtlichen in der Landeskirche dazu aufgerufen, Reformen mit „Lust auf Zukunft“ anzunehmen. „Die Kirche, die wir haben, ist nicht mehr zu bezahlen. Das ist die simple Wahrheit“, sagte sie.

Facharbeitsgruppen präsentierten zwei Modelle zu Strukturreformen in der Fläche. Demnach sollen die 394 Kirchengemeinden in der Pfalz und Saarpfalz nicht mehr den Körperschaftsstatus des öffentlichen, sondern des kirchlichen Rechts haben. Auch soll es nur noch vier statt 15 Kirchenbezirken geben. Ziel ist unter anderem eine Verschlankung der Verwaltung.

Der Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Christoph Pistorius, rief die Landeskirche zu engeren Kooperationen auf, um Ressourcen freizusetzen. Der Tübinger evangelische Theologe Gerald Kretzschmar würdigte, die Evangelische Kirche der Pfalz sei „die erste Landeskirche, die den Mut hat, ehrlich und unverstellt zu sehen, was zukünftig noch möglich sein wird“.