Dwayne Johnson konkurriert um die Coppa Volpi, den Schauspielpreis der Internationalen Filmfestspiele von Venedig. Wie jetzt? Der Action-Star, der mit einer Hand ein brennendes Hochhaus löscht, während er mit der anderen ein Flugzeug aus dem Fluss fischt. Johnson spielt die Hauptrolle in einem Film des US-amerikanischen Schauspielers und Regisseurs Benny Safdie, einem biografischen Drama, das die Geschichte des Mixed-Martial-Arts-Kämpfers Mark Kerr erzählt. „The Smashing Machine“ läuft im Wettbewerb, und Festivalchef Alberto Barbera meint sinngemäß, der Film sei spektakulär, voller Tiefe und reif für einen Oscar.
Alberto Barbera verkauft sein Programm und bringt dabei sein am Mittwoch beginnendes Festival für die kommende Preis-Saison in Stellung. Aber viel Werbung ist gar nicht mehr nötig. Das zweitwichtigste Festival der westlichen Hemisphäre hat sich in Qualität und Star-Appeal ziemlich nah an Cannes herangerobbt. In diesem Jahr ist das Venedig-Programm laut Branchenpresse „prachtvoll“, der „Hollywood Reporter“ spricht von einer geradezu absurden Menge an Must-see-Filmen. Und es könnte wild und wirklich vielfältig werden. Dwayne Johnson ist nicht der Einzige, der überrascht.
Der Wettbewerb mit 21 Filmen hat zum Beispiel Jude Law als Wladimir Putin zu bieten, in „The Wizard of the Kremlin“, einer Romanadaption des Franzosen Olivier Assayas über den Aufstieg des russischen Präsidenten. Guillermo del Toro, Venedig-Gewinner mit „The Shape of Water“, hat sich für seine „Frankenstein“-Verfilmung den idealschönen Jacob Elordi als „Monster“ geangelt, neben Oscar Isaac in der Titelrolle. Die Ungarin Ildikó Enyedi versammelt in ihrem neuen Film „Silent Friend“ Tony Leung Chiu-wai, Léa Seydoux, Luna Wedler und Martin Wuttke in einem botanischen Garten in Marburg um einen Ginkgo-Baum, der im Lauf der Zeit für verschiedene Menschen ein inspirierender Ort wird.
Nach langer Sendepause meldet sich Regisseurin Kathryn Bigelow zurück: „A House of Dynamite“ ist ein Thriller um einen rätselhaften Raketenstart, der das Weiße Haus in Aufruhr versetzt. Das Sujet erinnert an amerikanische Filme aus dem Kalten Krieg, ist aber aktuell wie nie. Sie habe den Irrsinn einer Gesellschaft erforschen wollen, die konstant im Schatten der Vernichtung lebt, aber kaum davon spricht, hat Bigelow zu ihrem Projekt gesagt.
Ein großes Starensemble vereinen auch die US-Amerikaner Noah Baumbach („Jay Kelly“ mit George Clooney, Adam Sandler, Laura Dern) und Jim Jarmusch („Father Mother Sister Brother“ mit Tom Waits, Adam Driver, Charlotte Rampling, Cate Blanchett). Das dynamische Duo Yorgos Lanthimos und Emma Stone, deren „Poor Things“ 2023 in Venedig gewonnen hatte, ist auch wieder da – mit der Science-Fiction-Geschichte „Bugonia“. Außer Konkurrenz läuft Julia Roberts: Sie spielt die Hauptrolle in Luca Guadagninos neuem Film „After the Hunt“, der von sexuellen Übergriffen im akademischen Milieu handelt.
Neben einigen Koproduktionen, darunter Enyedis „Silent Friend“ und „Orphan“ von László Nemes, hat es nur ein originär deutscher Langfilm ins Programm geschafft: Roderick Warichs „Funeral Casino Blues“ wird in der Reihe Orizzonti gezeigt. Warich ist bisher vor allem als Drehbuchautor, etwa für „Die Theorie von allem“, bekannt.
Goldene Löwen für das Lebenswerk gehen in diesem Jahr an die 92-jährige Hollywoodlegende Kim Novak und an den großen Werner Herzog, der am 5. September 83 wird. Herzog zeigt in Venedig seinen neuen Dokumentarfilm „Ghost Elephants“. Der Titel ist keine Metapher: Es geht um die Suche nach einer Herde versteckt lebender Elefanten in Angola, klassischer Herzog-Stoff.
Jurypräsident ist in diesem Jahr der amerikanische Regisseur Alexander Payne. Ebenfalls dabei: die Filmemacherinnen und Filmemacher Maura Delpero, Mohammad Rasoulof, Stephane Brizé und Cristian Mungiu sowie die Schauspielerinnen Fernanda Torres und Zhao Tao.