Der Erzbischof von Malta und enge Vertraute von Papst Franziskus, Charles Scicluna, hat eine “ernsthafte Diskussion” über den Zölibat gefordert. Die katholische Kirche sollte eine Überarbeitung ihrer Regeln in Betracht ziehen, um katholischen Priestern die Möglichkeit zu geben, zu heiraten, sagte Scicluna der Zeitung “Times of Malta”.
Der Zölibat umschreibt die Verpflichtung katholischer Priester und Ordensleute zur Ehelosigkeit und einem Leben in Keuschheit. Begründet wird er mit dem Hinweis darauf, dass sich ein geweihter Geistlicher radikal dem Dienst an Gott und den Menschen verpflichtet. Der Zölibat wird vor allem in Europa seit Jahrzehnten öffentlich diskutiert; der Vatikan besteht jedoch darauf.
“Warum sollten wir einen jungen Mann verlieren, der ein guter Priester geworden wäre, nur weil er heiraten will?”, fragte Scicluna. Der Zölibat sei im ersten Jahrtausend des Bestehens der Kirche freiwillig gewesen – “und er sollte wieder freiwillig werden”. Der Erzbischof verwies auch darauf, dass manche Priester sich aufgrund des Zölibats auf heimliche Beziehungen einließen, aus denen in manchen Fällen auch Kinder hervorgingen. Dies sei eine “globale Realität”.
Papst Franziskus hatte im vergangenen Jahr eine Abschaffung des Pflichtzölibats für katholische Priester nicht ausgeschlossen. Auf die Frage eines argentinischen Portals, ob dies möglich sei, antwortete er: “Ja, Ja” – und verwies auf die mit Rom unierten Ostkirchen, in denen Geistliche schon jetzt problemlos heiraten dürften. Für denkbar halte er auch eine freiwillige Entscheidung über den Zölibat vor der Priesterweihe. Es sei “kein Widerspruch, dass ein Priester heiraten kann”, so Franziskus damals. Die Ehelosigkeit in der westlichen Kirche halte er für “eine zeitlich begrenzte Vorschrift”, die – anders als die Weihe – keinen ewigen Charakter habe.
Der 64-jährige Erzbischof und Rechtsexperte Charles Scicluna ist Vorsitzender der Bischofskonferenz auf Malta und beigeordneter Sekretär im vatikanischen Amt für Glaubenslehre. Er gilt als “Chefaufklärer” des Papstes in Missbrauchsfällen.