Kardinalsernennung und Messe im Petersdom, Audienzen, Besuch der Mariensäule in Roms Altstadt: Der Papst hat ein prall gefülltes Wochenende. Kaum verwunderlich, dass der 87-Jährige am Sonntag verschnupft und müde wirkte.
Papst Franziskus hat Konsumdenken und Wohlstand auf Kosten anderer kritisiert. “Was nützt das starke finanzielle Wachstum der wohlhabenden Länder, wenn dann die halbe Welt an Hunger und Kriegen stirbt und die anderen gleichgültig zusehen?”, sagte er am Sonntag im Petersdom. Fragwürdig seien auch Reisen um die Welt mit flüchtigen Selfies sowie “unechte Kontakte” in der virtuellen Welt, wenn “die Herzen kalt, leer und verschlossen” blieben, so der Papst in der ersten Messe mit den 21 neuen Kardinälen, die er am Samstag ernannt hatte.
Weiter beklagte er eine heute weit verbreitete Anmaßung, “wie Gott” sein zu wollen. Viele feierten die Ablehnung stabiler und dauerhafter Bindungen fälschlicherweise als Errungenschaft. “Wer Vätern und Müttern den Respekt verweigert, wer keine Kinder will, wer die anderen als Objekt oder als Störung betrachtet, wer Teilen als Verlust und Solidarität als Verarmung ansieht, bringt weder Freude noch Zukunft”, mahnte der Papst.
Wünschenswert seien dagegen starke Familien und Eheleute, die alles teilen, sowie Väter und Mütter, die ihren Kindern “wirklich nahe” sind, sagte er in seiner Predigt am Hochfest der unbefleckten Empfängnis Mariens. Die Christen sollten sich Maria zum Vorbild nehmen: Sie sei bereit gewesen, die Mutter des Gottessohns zu werden und damit eigene Interessen dem Heilsplan Gottes unterzuordnen, sagte Franziskus.
Seine neu ernannten Kardinäle würdigte er als Brüder, die er gebeten habe, ihn in seinem Dienst als “Hirte der Weltkirche” zu unterstützen. “Sie kommen aus vielen Teilen der Welt als Träger einer einzigen, vielgestaltigen Weisheit, um zum Wachstum und zur Ausbreitung des Reiches Gottes beizutragen”, sagte Franziskus.
Der Papst, der in zehn Tagen 88 Jahre alt wird, wirkte bei der Messe erkältet und erschöpft. Auch der Bluterguss an seinem Kinn, den er sich laut Vatikanangaben am Freitagmorgen bei einem “kleinen Sturz” auf seinen Nachttisch zugezogen hat, war deutlich zu sehen. Am Nachmittag war der traditionelle Besuch der Mariensäule an der Spanischen Treppe in Roms Stadtzentrum geplant, wo Franziskus jeweils am 8. Dezember einen Blumenstrauß niederlegt und betet.