Der Schutz vor sexuellem Missbrauch soll Priorität bei der kommenden Weltsynode im Vatikan haben. Das fordert die Päpstliche Kinderschutzkommission in einem am Mittwoch veröffentlichten Aufruf. Zudem verlangt sie von der Kirchenleitung ein stärkeres Engagement für den Schutz von Betroffenen – auch finanziell. Ab kommendem Mittwoch tagen internationale Kirchenverantwortliche für einen Monat im Vatikan; dabei soll es um eine zukunftsfähigere Kirche gehen.
Jeder Tag scheine neue Beweise für Missbrauch sowie für Vertuschung und Misshandlung durch die Kirchenleitung in der ganzen Welt zu bringen, schreibt die Kommission unter Leitung des Bostoner Kardinals Sean Patrick O’Malley. Verantwortlich für das Leid der Betroffenen sei auch die Kirche, die nicht in der Lage oder sogar nicht willens sei, die Realität ihres Handelns zu erkennen.
Die Verbrechen und ihre Straflosigkeit würden bedingt auch durch Mängel in den Verfahren zur Behandlung der Fälle. Fünf Jahre nach dem vatikanischen Kinderschutzgipfel herrsche nach wie vor große Frustration, insbesondere bei jenen, die Gerechtigkeit für das ihnen angetane Unrecht suchten.
Sowohl bei der Ernennung der neuen Kardinäle am kommenden Samstag wie auch bei der Weltsynode ab nächstem Mittwoch sollte das Thema Priorität haben. Es durchdringe die Diskussionen über Führungsmodelle, Dienstrollen, professionelle Verhaltensnormen und das rechte Verhältnis zueinander und zur gesamten Schöpfung, erklärt die 2013 von Papst Franziskus gegründete Kommission.
Von den Synodalen fordern die Mitglieder, besonders dem Zeugnis von Betroffenen viel Zeit und Raum zu widmen. Das Thema Missbrauch, Prävention und Aufklärung sollte während des gesamten Synodenprozesses berücksichtigt werden.
Internationale Initiativen von Missbrauchbetroffenen planen verschiedenen Aktionen während der kommenden Großereignisse im Vatikan. Am Samstag sollen etwa ein Marsch und eine Mahnwache in den Gärten der Engelsburg stattfinden.