Für die katholische Kirche ist es ein historischer Moment: Am Mittwoch eröffnete der Papst feierlich die Beratungen der Weltsynode im Vatikan. Seine Erwartungen an die Teilnehmenden formulierte er dabei klar.
Der Nebel liegt schwer auf der Kuppel des Petersdoms. Schwer wie die Erwartungen an die Weltsynode, die der Papst am Mittwochmorgen feierlich eröffnet hat. Katholikinnen und Katholiken auf der ganzen Welt hoffen auf eine Veränderung ihrer Kirche. Sie wünschen sich mehr Wertschätzung von ungeweihten Gläubigen, eine der heutigen Zeit angemessene Rolle der Frau, einen anderen Umgang mit homosexuellen Partnerschaften und vieles mehr. Andere fürchten sich vor zu viel Veränderung, und wieder andere wollen gar eine Kirche, die zu älteren Formen und Lehren zurückkehrt.
Die Veränderungswünsche wurden klar formuliert – in Umfragen, bei nationalen und kontinentalen Versammlungen. Dem historischen Moment der Synodeneröffnung auf dem Petersplatz gingen zwei Jahre intensiver Beratungen voraus.
Konkreten Reformen erteilte Franziskus bei der Eröffnungsmesse auf dem Petersplatz eine Absage. Das ist nicht neu. Anspruch an den Prozess war nie eine inhaltliche Veränderung der katholischen Lehre. Vielmehr soll die globale Kirche den soften Weg des Papstes einschlagen: eine andere Art des Umgangs – unter Kirchenmitgliedern und mit anderen, eine einladende Kirche mit Einzelfallentscheidungen nach intensivem Abwägen, keine strikten, starr auszulegenden Regeln. Kurz: Barmherziger sollen die Institution und ihre Mitarbeitenden werden.
“Kein Parlament”, “kein polarisiertes Parlament”, “keine Parlamentssitzung” – Unbehagen scheint dieses Wort, diese Vorstellung bei Franziskus auszulösen. Immer wieder betont er, was die nun beginnende Synodalversammlung nicht ist. Zudem verfolge sie keinen Reformplan, kein Platz sei für menschliche Strategien, politisches Kalkül oder ideologische Kämpfe.
Zugleich ließ er anklingen, dass er die aktuelle Situation der Kirche keineswegs rosig einschätzt: “Die Synode soll uns daran erinnern, dass unsere Mutterkirche immer gereinigt und repariert werden muss.” Er rief die Gläubigen zu Mut auf, trotz Ablehnung und Enttäuschung nicht verbittert zu werden und gelassen zu bleiben.
Weiter räumte er ein, dass es für die Kirche in diesen komplexen Zeiten keine einfachen Lösungen gebe, kein “Ja” oder “Nein”. Neue kulturelle und pastorale Herausforderungen erforderten eine herzliche und sanfte innere Haltung, um ihnen ohne Angst begegnen zu können.
Diese Einstellung prägt den Reformansatz von Franziskus’ Pontifikat seit mehr als zehn Jahren – miteinander sprechen, einander zuhören, auf die jeweilige Person mit ihren Schwierigkeiten eingehen. Genauso sollen nun auch die 464 Teilnehmenden der Weltsynode beraten.
Auf diesen Stil waren sie bereits in den vergangenen Tagen in einem Bildungshaus nahe Rom eingeschworen worden. Nun werden sie knapp einen Monat lang in der Synodenaula erforschen, was der Wille Gottes für sein Volk, für die Zukunft der Kirche sein könnte.
Der andere Stil spiegelt sich auch im Aufbau der Versammlung wider. Bislang trafen sich Bischöfe und Ordensobere zu Beratungen dieser Art in einer kleinen Aula. Dort saßen sie aufgereiht und hintereinander mit Blick auf das Präsidum. Allein aufgrund der Teilnehmerzahl musste der Vatikan umdenken. Neben den üblichen Beratern hat der Papst auch Priester und ungeweihte Frauen und Männer eingeladen – mit Stimmrecht.
Die Versammlungen der Weltsynode finden nun in der großen Synodenaula statt. Sie bietet genug Platz auch für eine andere Gesprächskultur. Runde Gruppentische bestimmen nun das Bild. Auf roten Stühlen sitzen sich die Teilnehmenden gegenüber, auf Augenhöhe, unabhängig von Hierarchiegraden.