Schöngeisterei treibt den Papst nicht zu seinem Biennale-Besuch in Venedig. Vielmehr nutzte er die Aufmerksamkeit für die internationale Kunstschau für weitere Anliegen. Dafür landete er im Knast.
Papst Franziskus hat eine Messe auf dem weltberühmten Markusplatz in Venedig gefeiert – und rief dort zum Schutz der Lagunenstadt auf. Vor rund 10.000 Menschen erinnerte er unter Applaus an die Zerbrechlichkeit der Stadt durch Klimawandel und Massentourismus. An Venedig selbst, das schon immer ein Ort von Begegnung und kulturellem Austausch gewesen sei, appellierte Franziskus, weiter für alle zugänglich zu sein – angefangen bei den Letzten – und sich für Geschwisterlichkeit und Umweltschutz einzusetzen.
Seinen mehrstündigen Besuch begann der Papst an einem ungewöhnlichen Ort. Im Frauengefängnis auf der Insel Giudecca traf er am Sonntagmorgen mit den Insassinnen zusammen. Der Vatikan hat in der Haftanstalt seinen diesjährigen Biennale-Pavillon eingerichtet. Nach eigenen Angaben will er damit eine Kultur der Begegnung fördern und auf die Belange der Ausgegrenzten hinweisen.
Auf die verwies der Papst auch in seiner Ansprache an die inhaftierten Frauen. Er bezeichnete das Gefängnis als eine harte Realität. Zugleich könne es aber auch zu einem Ort moralischer Wiedergeburt werden, wenn Talente und Fähigkeiten der Inhaftierten gefördert würden. “Lassen Sie uns nicht vergessen, dass wir alle Fehler haben, die vergeben werden müssen – auch ich”, so der Papst. Rund 80 Insassinnen wirken an der Vatikan-Ausstellung “Mit meinen Augen” mit. Sie führen bis November durch den Kunstrundgang im Gefängnis.
Seinen Biennale-Besuch nutzte der 87-Jährige auch, um Jugendliche zu einem erfüllten Leben anzutreiben. Runter von der Couch, rein ins Leben – das war sein Rat bei einem Treffen mit knapp 1.500 Jungen und Mädchen vor der Basilika Santa Maria della Salute. Jeder sei ein Geschenk, wertvoll und unersetzlich.
Mit Blick auf die Sozialen Medien riet Franziskus den Jugendlichen, “keine Profis in zwanghaftem Tippen, sondern Schöpfer von Neuem” zu werden. “Nimm das Leben in die Hand, misch dich ein. Mach den Fernseher aus und schlag das Evangelium auf, lass dein Handy liegen und triff Menschen!”, so der Appell des Papstes. Für die Kommunikation sei ein Smartphone zwar nützlich; doch ersetze es nicht persönliche Begegnung, eine Umarmung, einen Kuss.
Um die Welt zu verändern, Revolutionäre zu werden, rief er die Jungen und Mädchen zu Beständigkeit und Teamwork auf. Denn nur damit lasse sich Großes schaffen. Das zeigten Sportchampions, aber auch Künstler und Wissenschaftler.
Die Jugendlichen sollten keine Angst haben, Fehler zu machen, so Franziskus. Gott wisse, dass die Menschen nicht nur schön, sondern auch zerbrechlich seien; wie die Stadt Venedig. Darum nehme Gott die Menschen an der Hand und helfe ihnen, immer wieder aufzustehen.
Zum Abschluss seines fünfstündigen Besuches in Venedig besichtigte Franziskus den Markusdom, in der eine Reliquie des Evangelisten Markus verehrt wird. Dafür wurde eigens eine rollstuhlgerechte Rampe in die Kirche eingebaut.