Osnabrück. Die Bahnhofsmission Osnabrück hilft seit 125 Jahren Reisenden und gehört damit zu den ältesten der 104 Bahnhofsmissionen in Deutschland. Die ökumenisch von Diakonie und Caritas geführte Anlaufstelle ist eine der größten von insgesamt 14 Bahnhofsmissionen in Niedersachsen, sagte ihr Leiter Marcel Bohnenkamp dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zu ihren Aufgaben gehöre es, Menschen zu versorgen, die Unterstützung auf der Reise benötigten, Hilfe suchten oder sich in einer Notlage befänden. Bedürftige bekämen Verpflegung und Kleidung. Die Einrichtung feiert das Jubiläum am Freitag, 30. September, mit einem Festgottesdienst in der evangelischen Marienkirche, der um 11 Uhr beginnt.
Die Bahnhofsmission werde auch von Wohnungslosen, Drogen- und Alkoholabhängigen, Gästen mit psychischen und sozialen Problemen, Haftentlassenen, Freigängern, Flüchtlingen und Migranten aufgesucht, führte Bohnenkamp aus. Derzeit sei spürbar, dass durch die vielen Krisen die Belastung in der Gesellschaft stark zugenommen habe. „Nicht nur die Anzahl der Menschen, die uns aufgrund von Armut aufsuchen, steigt, sondern auch die Zahl der Personen, die unter psychischen Problemen leiden und aggressives Verhalten zeigen.“
Erst Bahnhofsmission war in Berlin
Auch für ukrainische Geflüchtete sei die Bahnhofsmission eine wichtige Vermittlungsstelle geworden, betonte der Leiter. Soziale Veränderungen in der Gesellschaft würden nach wie vor zuerst am Bahnhof und speziell in den Bahnhofsmissionen sichtbar.
Die erste deutsche Bahnhofsmission wurde 1894 in Berlin gegründet. In Osnabrück habe die Hilfe für Reisende und Bedürftige am Hauptbahnhof 1897 mit einem evangelischen Frauen-Gebetskreis begonnen. Sie hätten jungen Arbeiterinnen vom Land Unterstützung angeboten und sie so vor Ausbeutung und Zwangsprostitution geschützt, erläuterte Bohnenkamp: „Der Leitgedanke der Bahnhofsmission, Not zu sehen und zu helfen, hat seither nichts an Aktualität verloren.“ Die Osnabrücker Bahnhofsmission sei selbst während des Zweiten Weltkriegs sowie im Lockdown der Corona-Pandemie geöffnet geblieben.
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Bahn frei für die Hilfe
Angesichts der demografischen Entwicklung würden auch die Umsteigehilfen und Begleitdienste mehr und mehr an Bedeutung gewinnen, sagte Diakonie-Geschäftsführerin Christiane Mollenhauer. Sie trügen dazu bei, Menschen mit Unterstützungsbedarf ihre Mobilität im Reise- und Nahverkehr zu erhalten. Nicht alle Bereiche des Bahnhofs seien barrierefrei zu erreichen. Aufzüge seien defekt. Zwischenräume zwischen Bahnsteigkante und Zugtüren seien zu breit für Rollstühle und Kinderwagen. Zuletzt sei das 9-Euro-Ticket und die damit verbundene stärkere Nachfrage eine besondere Herausforderung gewesen. (epd)