Dinosaurier, Pferdchen oder doch ein neutrales Muster? Für Kinder ist der ersten Schulranzen eine große Sache – für Eltern auch. Die Sorge um ein zu hohes Gewicht hält ein Experte jedoch in vielen Fällen für übertrieben.
Recherche ja, Kauf nein – Schulranzen online zu bestellen, ist aus Sicht eines Münchner Orthopäden nicht sinnvoll. Dafür sollten Eltern mit ihren Kindern “zur Beratung ins Geschäft gehen, um Fehler zu vermeiden”, sagte Helmut Gaulrapp im Interview der “Süddeutschen Zeitung” (Montag). Wichtig sei vor allem, sich zeigen zu lassen, wie die Tasche angelegt und getragen werden sollte. “Wenn es für den Alltag hilft, sollten Eltern davon sogar ein Foto machen.”
Generell sei die Sorge vieler Eltern um einen zu schweren Ranzen übertrieben, fügte Gaulrapp hinzu. Entscheidend für Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich sei weniger das Gewicht als ein falsches Sitzen der Tasche. “Beispiel: Wenn der Rucksack, wie bei vielen Schülern, zu locker und damit nur kurz über dem Po hängt, dann wird der Kopf automatisch nach vorn gestreckt. Das ist nicht gesund.” Auch solle der Ranzen die Schulterhöhe nicht überragen und nach unten nicht über den Beckenraum hinausgehen.
Wichtiger als das Produkt selbst sei die Art, wie Kinder es trügen, betonte der Experte. Dafür spiele etwa die Tragezeit eine Rolle: “Wie lang ist der Schulweg? Laufe ich mit dem Ranzen auf dem Rücken zur Schule oder stelle ich ihn zwischendurch im Bus ab?” Diese Belastungszeit im Alltag sei “das, was zählt”. Eine ernsthafte Schädigung des Rückens sei vielfach selbst dann ausgeschlossen, wenn das Gewicht zehn oder 15 Prozent des eigenen Körpergewichts überschreite, was häufig empfohlen werde.
Gaulrapp sieht in der Belastung des Rückens durch den Ranzen eher Vorteile: “Belastung ist nicht immer auch Überlastung. In diesem Fall können Kinder sogar ihre Muskeln und Knochen stärken.” Faktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel hätten einen größeren Einfluss auf die Gesundheit von Kinderrücken, mahnte der Orthopäde. So wäre es aus seiner Sicht sinnvoll, wenn Grundschülerinnen und -schüler pro Schulstunde zehn Minuten im Stehen unterrichtet würden, denn: “Der Bewegungsmangel wird zu einem großen Teil mit der Einschulung verursacht.”