Die weltweite Landwirtschaft ist nach Worten von Menschenrechtlern immer weniger darauf ausgerichtet, Menschen zu ernähren. Diese grundlegende Fehlentwicklung fehle weitgehend in den Debatten zum Thema Welternährung, kritisierte der Agrarreferent der Organisation Fian, Roman Herre, am Samstag in Köln. So sei die Anbaufläche von Palmöl, Zuckerrohr, Soja und Mais seit 2000 stark gewachsen. Dagegen gehe die Anbaufläche von Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln, Hirse und Roggen deutlich zurück.
Zudem werde eine steigende Zahl von Hungernden “instrumentalisiert”, um ökologischen Fortschritt auszuhebeln, so Herre; etwa bei der Diskussion um die EU-Pestizidverordnung. Seit der Jahrtausendwende werde ländlichen Gemeinden durch “Landgrabbing” (Landnahme) “regelrecht der Boden unter den Füßen weggezogen”. Fian äußerte sich zum Welternährungstag an diesem Montag (16. Oktober).
Die Menschenrechtsorganisation sieht zudem eine Schieflage in der Debatte um Hungerbekämpfung. Die strukturellen Ursachen von Hunger und Mangelernährung verschärften sich, statt von der Politik angegangen zu werden. Al solche Ursachen nannte Fian-Geschäftsführer Philipp Mimkes Landkonzentration, eine Industrialisierung der Agrar- und Ernährungssysteme sowie einen wachsenden Einfluss von Finanzinvestoren. Dies gehe einher mit einer systematischen Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen, die in kleinem und handwerklichem Stil Nahrungsmittel produzierten.
Den Angaben zufolge leiden mehr als 735 Millionen Menschen weltweit an chronischem, also anhaltendem Hunger. 2,4 Milliarden Menschen seien von mittlerer bis schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen.