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Olivenernte: Israel deportiert erneut zwei Aktivistinnen

Olivenernte in Palästina ist gefährlich. Neben Gewalt radikaler jüdischer Siedler drohen Zusammenstöße mit der israelischen Armee. Wieder sollen zwei ausländische Freiwillige abgeschoben werden.

Erneut ist es bei der Olivenernte in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten zu Blockaden der israelischen Armee sowie Festnahmen von Aktivisten gekommen. Zwei nichtisraelischen jüdischen Erntehelferinnen droht die Ausweisung aus Israel, wie die Organisationen “Rabbiner für Menschenrechte” (Rabbis for human rights, RHR) und “Solidarität der Nationen” (Achvat Amim) am Donnerstag mitteilten. Zu den inzwischen Freigelassenen gehört der Autor und frühere Wort-zum-Sonntag-Sprecher Stephan Wahl. Palästinenser, Menschenrechtler und die Vereinten Nationen sprechen von einem der gewalttätigsten Erntejahre seit Jahrzehnten.

Ziel der seit 20 Jahren durchgeführten Erntehilfe für palästinensische Olivenbauern ist es laut RHR, die Bauern durch Präsenz vor Übergriffen zu schützen sowie Fälle von Gewalt zu dokumentieren. Zuletzt sei die Olivenernte “zu einem Schauplatz von Konflikten zwischen Siedlern und Palästinensern” mit Brandstiftung, Baumzerstörungen und Angriffen auf Bauern geworden. Dabei werden auch die Freiwilligen vermehrt zum Ziel von Siedlerangriffen, während die israelische Armee sie mithilfe von Zugangsverboten an der Ernte hindert.

Am Mittwoch stoppte die Armee eine Gruppe von Freiwilligen der beiden Organisationen im palästinensischen Dorf Burin bei Nablus. Sie wurden unter dem Vorwurf, eine militärische Sperrgebietsverordnung gebrochen zu haben, in die Polizeistation der israelischen Siedlung Ariel gebracht. Die israelischen Teilnehmer der Aktion wurden nach einer Befragung nach mehreren Stunden mit der Auflage freigesetzt, das besetzte Westjordanland für 15 Tage nicht zu betreten.

Mehrere ausländische Teilnehmer wurden weitere Stunden verhört, darunter der in Jerusalem lebende Trierer Priester Stephan Wahl. Zwei von ihnen droht die Abschiebung. Bei beiden handelt es sich laut den Organisatoren der Erntehilfe um zwei Jüdinnen mit religiösem Hintergrund, die früher in Jerusalem gelebt und weiterhin Familie in Israel haben.

RHR-Direktor Avi Dabusch sprach von einer “selektiven Durchsetzung der strengsten und gefährlichsten Art”. Binnen zwei Wochen seit Erntebeginn seien den Freiwilligen bereits neun Anordnungen zugestellt worden, mit denen die israelische Armee die Erntegebiete zu militärischen Sperrzonen erklärt habe. Gleichzeitig sei “bei allen bisher registrierten Überfällen” gewalttätiger jüdischer Siedler auf die Erntenden kein einziger Angreifer festgenommen worden.

Die Zeitung “Haaretz” berichtete unterdessen, die israelische Polizei sei in Turmus Aya bei Ramallah mit Tränengas gegen Oliven erntende Palästinenser vorgegangen. Auch hier wurde das Vorgehen demnach mit einem Sperrbezirksbefehl begründet. Laut Bericht gingen die israelischen Beamten gegen die Palästinenser vor, nachdem jüdische Siedler an dem Olivenhain eingetroffen waren.

Mitte Oktober hatte Israel in Burin 32 ausländische Aktivisten, darunter aus Deutschland, bei der Olivenernte festgenommen und ihre Ausweisung angeordnet. Ihnen wurde zur Last gelegt, unerlaubt eine militärische Sperrzone betreten zu haben. Ein Teil der Festgenommenen hat laut Bericht Symbole der Organisation “Gewerkschaft der landwirtschaftlichen Arbeitsausschüsse” (UAWC) getragen, die von Israel als Ableger der Volksfront für die Befreiung Palästinas sowie als Terrorgruppe eingestuft wurde.

Der unter anderem von der EU mit Sanktionen belegte Elischa Jered, der als einer der führenden Köpfe der sogenannten “Hilltop Youth” (Hügeljugend), einer Gruppe militanter jugendlicher Siedler gilt, begrüßte das Vorgehen der Armee gegen Erntehelfer. Auf diese Weise könne die Regierung Stärke zeigen, lobte er die Festnahme “von zehn Anarchisten” in einem Facebook-Beitrag von Mittwoch.