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Oldenburgische Synode diskutiert Missbrauch in der Kirche

Die Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg hat sich am Donnerstag intensiv mit dem Thema Missbrauch und sexualisierte Gewalt beschäftigt. Dass so etwas in der Kirche passieren könne, raube ihr den Atem und die Worte, sagte Synodenpräsidentin Sabine Blütchen: „Es gibt Beschuldigte, die im Auftrag unserer Kirche tätig sind. Wir sind verantwortlich für sexualisierte Gewalt, für Prävention und Aufarbeitung.“

Mit vier Impulsvorträgen wurden die Delegierten auf nicht öffentliche Workshops vorbereitet. Sie seien nicht öffentlich, weil eine Person, die in der oldenburgischen Kirche sexualisierte Gewalt erlitten habe, den Synodalen von ihren Erfahrungen berichten werde, sagte Blütchen.

Zu Beginn schilderte die Sprecherin der Betroffenenvertretung im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nancy Janz, ihre Erlebnisse. Janz hatte als junge Frau in einer diakonischen Einrichtung in Niedersachsen selbst sexuelle Übergriffe und Missbrauch durch einen Seelsorger erlebt. „Betroffene brauchen mehr als freundliches Bedauern“, mahnte sie. „Sie brauchen Solidarisierung: Hinsehen statt Wegsehen.“ Janz rief die Synodalen dazu auf, den Betroffenen zuzuhören und das Gehörte auszuhalten statt abzuwiegeln. Es gehe darum, zu handeln statt zu schweigen: „Sie müssen schützen, statt Verantwortung abzugeben.“

Die Ansprechperson der oldenburgischen Kirche, Gina Beushausen, berichtete von Zweifeln und Ängsten betroffener Personen, überhaupt über ihre Erfahrungen zu sprechen. Oft riefen die Menschen mehrfach an oder schrieben wiederholt Mails, bis sie Vertrauen fassten. Nur etwa die Hälfte der Menschen, die sich bei ihr meldeten, wollten eine offizielle Meldung machen oder eine Anerkennungszahlung beantragen. „Sie wollen vor allem gehört werden“, sagte Beushausen.

Seit der im Januar 2024 veröffentlichten ForuM-Studie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche seien bei der oldenburgischen Kirche zwölf weitere Meldungen eingegangen. Diese bezögen auf insgesamt zwölf beschuldigte Personen und 17 Betroffene. Darunter seien drei Fälle aus der jüngsten Vergangenheit. Für die ForuM-Studie waren für den Zeitraum von 1946 bis 2020 insgesamt 18 Beschuldigte und 25 bis 30 Betroffene ermittelt worden.

In weiteren Impulsen berichtete Hartmut Ladwig von der Anerkennungskommission der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen und der Bremischen Evangelischen Kirche über die Arbeit der Kommission. Sie entscheidet unabhängig von den Kirchen, ob und in welcher Höhe eine Anerkennungsleistung gezahlt wird.

Kreisjugenddiakonin Sina Abel aus dem Oldenburger Münsterland erläuterte bei der Tagung die von ihr angeleiteten Präventionsschulungen. Am Sonnabend steht das Thema erneut auf der Tagesordnung der Synode. Dann sollen – wieder öffentlich – gegebenenfalls weitere Beschlüsse gefasst werden. Zur oldenburgischen Kirche zählen 107 Gemeinden zwischen der Nordseeinsel Wangerooge und den Dammer Bergen. Ihr gehören knapp 349.600 Mitglieder an.