Er ist höchst ansteckend. Wenn man ihn einmal hat, bekommt man ihn nur schwer wieder los. Die Rede ist vom Ohrwurm. Von jenen Liedern, die einem plötzlich in den Sinn kommen und einfach nicht mehr aus dem Ohr zu bekommen sind. Meist in Situationen entspannter Aufmerksamkeit – unter der Dusche, beim Putzen oder Spazierengehen. Den ganzen Tag kann einen so ein Ohrwurm begleiten. Manchmal auch nerven.
Sogar die Wissenschaft hat sich mit diesem Phänomen befasst. Allerdings ist sie dabei schnell an Grenzen gestoßen, denn so ein Ohrwurm stellt sich auf Kommando genausowenig ein wie ein Schluckauf. Das allerdings wurde herausgefunden: Einfache Melodie und angenehmes Tempo kennzeichnen die meisten Ohrwürmer.
Übrigens kennt man das auch in anderen Ländern. Die Spanier nennen es „Klebelied“, Brasilianer „Ohrenkaugummi“ und die Franzosen „Ohrenbohrer“. Und so ein Ohrwurm kann ja auch positiv sein – wenn einem das Lied gefällt und gute Laune macht.
Neulich hat uns das Phänomen auch ereilt. Der Auslöser: Ein Gospelkonzert im Lippischen. Meine Freundin war begeistert von den schwungvollen Liedern mit den tiefgründigen Texten. „Ist doch super“, meinte sie. „Die Chormitglieder – und vermutlich auch ihre Familien – haben bestimmt oft diese Lieder im Ohr.“
Nicht nur die. Auch den Konzertbesuchern dürfte so manches Lied im Sinn geblieben sein. Mir jedenfalls schwirrte tagelang „Joyful, joyful“ (Melodie: Freude schöner Götterfunken) durch den Kopf. Meiner Freundin ging es ähnlich. Sie fand das aber gut: „Was gibt es denn Besseres, als das Evangelium im Ohr zu haben?“ Da hat sie recht.