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Ofarim-Prozess: “Habe Davidstern gesehen”

Mit Zeugenaussagen von Hotelmitarbeitern und einem Hotelgast ist am Mittwoch der Prozess gegen den Rockmusiker Gil Ofarim fortgesetzt worden. In der Verhandlung vor dem Landgericht Leipzig soll geklärt werden, ob der Antisemitismusvorwurf, den Ofarim gegen einen Hotelangestellten erhoben hatte, zutrifft oder von ihm erfunden wurde. Unklar ist auch, ob der Münchner Sänger eine Kette mit Davidstern getragen hat.

Befragt wurde zunächst der betroffene Hotelmanager Markus W., der am strittigen Abend im Oktober 2021 in der Lobby des Leipziger Hotels „Westin“ die Schichtleitung hatte. Wegen technischer Probleme beim Einchecken hatte sich eine lange Schlange vor zwei Schaltern gebildet. Zwei oder drei Stammgäste wurden laut Zeugenaussagen herausgezogen und bevorzugt behandelt.

Ofarim habe sich darüber beschwert, hieß es. Laut W. soll der Rockmusiker gedroht haben, eine schlechte Hotelbewertung in den sozialen Netzwerken abzugeben. Daraufhin habe er dem Musiker den Meldezettel entzogen und den Gast nicht eingecheckt. W. behauptet, dass ihm der Sänger bis zu dem Vorfall nicht bekannt war. Laut Unterlagen, die während der Verhandlung öffentlich gezeigt wurden, stand Ofarim an diesem Tag ganz oben auf einer VIP-Liste des Leipziger Hotels.

Der Musiker muss sich seit Dienstag wegen des Vorwurfs der falschen Verdächtigung, Verleumdung sowie des Betruges vor Gericht verantworten (AZ.: 6 KLs 607 Js 56884/21). Der 41-Jährige hatte im Oktober 2021 behauptet, von dem Hotelmanager antisemitisch beleidigt worden zu sein. In einem Instagram-Video schilderte er, dass ihm das Einchecken verwehrt wurde, weil er eine Kette mit Davidstern getragen habe. Der Mitarbeiter soll gesagt haben: „Pack deinen Stern ein“.

Dessen Kollegin, die in dem Hotel am 4. Oktober 2021 am Check-Inn-Schalter Dienst hatte, sagte, dass dieser Satz nicht gefallen sei und auch keine antisemitischen Beleidigungen. Zwischen ihrem vorgesetzten Kollegen W. und Ofarim habe in der Hotellobby ein Gespräch am Rand stattgefunden. Sie wisse aber nicht, was dort gesagt wurde.

Ofarim sei locker gekleidet gewesen, mit einer schwarzen Lederjacke und habe einen Gitarrenkoffer getragen. Zu einer Kette oder anderem Schmuck machte sie keine Angaben. Ein Hotelgast, der hinter dem Rockmusiker in der Warteschlange gestanden hatte, sagte vor Gericht: „Ich habe das Schmuckstück mit dem Davidstern gesehen.“ Der Stern habe an einer langen Kette gehangen.

Seine Reisebegleiterin sagte im Prozess: „Ofarim habe anfangs sehr ruhig und gelassen in der Schlange gewartet.“ Später sei er ungeduldiger geworden und habe sich beschwert, dass Gäste vorgezogen wurden.

Gegen den 35-jährigen Hotelmitarbeiter W. waren zunächst Ermittlungen wegen mutmaßlicher antisemitischer Beleidigung aufgenommen worden, die später aber eingestellt wurden. W. ist der Hauptzeuge im Leipziger Prozess und zudem Nebenkläger.

Laut Vorsitzendem Richter Andreas Stadler hat seine Aussage eine „erhebliche Bedeutung“. Sie werde daher „intensiv zu prüfen sein“. Eine Vereidigung des Zeugen, wie von der Verteidigung beantragt, lehnte die Strafkammer jedoch ab. Bis Dezember sind im Prozess weitere acht Verhandlungstage geplant.