Die großen Sozialverbände haben den Berliner Senat und die Bezirke aufgerufen, zur Vermeidung von Obdachlosigkeit mehr Präventionsangebote zu fördern. Jeder Wohnungsverlust koste Unsummen, finanziell und gesellschaftspolitisch, erklärte die Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Ursula Schoen, am Mittwoch zum Auftakt der Kältehilfe-Saison am 1. Oktober.
Der Sprecher der Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Berlin, der Geschäftsführer des AWO-Landesverbandes Berlin, Oliver Bürgel, forderte eine abgestimmte Zusammenarbeit von Vermietern, Jobcentern, Sozialämtern, Gerichten und Beratungsstellen. Dazu müssten Zuständigkeitsgrenzen „ein Stück weit aufgebrochen werden“.
Schoen sprach sich dafür aus, Sozialberatungsstellen auszubauen, dies spare bares Geld. Ulrike Kostka, Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin, betonte: „Vorbeugen ist besser als heilen.“ Wer an der falschen Stelle spare, werde künftig „ein Vielfaches aufwenden müssen, um die Folgen von Wohnungslosigkeit zu bezahlen“.
Laut Senatssozialverwaltung lebten Ende Januar in Berlin 53.610 wohnungslose Menschen in Wohnheimen, Notübernachtungen und anderen Einrichtungen. Schätzungen gehen außerdem von rund 6.000 Obdachlosen und mehr als 2.300 Menschen aus, die „verdeckt wohnungslos“ sind und bei Angehörigen und Freunden unterkommen. Nach einer Bedarfsprognose der Senatsverwaltung vom Mai 2024 wird für 2028 von rund 100.800 Unterbringungsplätzen für Wohnungslose ausgegangen.