Erstmals seit sechs Jahren kann das Bartgeierpaar im Nürnberger Tiergarten wieder ein eigenes Küken großziehen. Es sei bereits am 15. März geschlüpft, teilte der Tiergarten am Montag mit. Das Bartgeierweibchen hatte im Januar zwei Eier gelegt, von denen eines beschädigt war. Das zweite Ei hätten die Tiergartenmitarbeitenden Anfang März in einen Brutapparat gelegt und dem Bartgeierpaar zwei künstliche Eier untergeschoben. Einen Tag nach dem Schlupf erhielt das Küken fünfmal täglich von den Tierpflegern Mäusefleisch: Innerhalb einer Woche habe das Tier rund 60 Gramm zugenommen, heißt es in der Mitteilung.
Mit knapp 200 Gramm Gesamtgewicht konnte der winzige Bartgeier inzwischen wieder ins elterliche Nest, wo die Mutter das Küken angenommen hat. Mit einer Portion Rattenfleisch, das man ihr ins Nest gelegt hatte, konnte das Vogelweibchen ihr Kleines füttern.
In den kommenden Monaten soll der Jungvogel bei seinen Eltern im Tiergarten bleiben. Wie seine Zukunft aussieht, werde beim europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) entschieden, heiß es. „Wir brauchen eine stabile sogenannte Reservepopulation an Tieren, die wir in menschlicher Obhut halten und züchten, um Arten zu erhalten und Tiere auswildern zu können“, sagt der biologische Leiter und stellvertretende Direktor des Tiergartens, Jörg Beckmann.
In den vergangenen Jahren hätten die beiden Nürnberger Vögel als Ammenpaar fremde Küken großgezogen und auf diese Weise zum EEP beigetragen, hieß es. Mit seinen Nachzuchten unterstützte der Tiergarten bereits Auswilderungsprojekte in Spanien und Frankreich. Ein Jungvogel wurde im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert.
Die seltenen Bartgeier wurden vor 140 Jahren in den bayerischen Alpen ausgerottet und sollen dort nun wieder angesiedelt werden. Außerhalb Deutschlands leben rund 300 Tiere der Art in den Alpen. Bartgeier zählen mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. (1011/24.03.2025)