Die Herzog August Bibliothek (HAB) in Wolfenbüttel hat einen Band aus der Privatbibliothek von Valeriu Marcu an die Tochter des von den Nationalsozialisten verfolgten Schriftstellers zurückgegeben. Der Band sei 1987 im britischen Antiquariatshandel erworben worden und trage neben dem Stempel Marcus zusätzlich einen Besitzvermerk in englischer Sprache aus dem Jahr 1964, sagte HAB-Sprecherin Antje Dauer am Dienstag. Die Herkunft des Buches wurde im Rahmen des Projekts „NS-Raubgut unter den antiquarischen Erwerbungen der Herzog August Bibliothek seit 1969“ recherchiert.
Marcu (1899-1942) stammt aus einer jüdischen Familie und wurde in Bukarest geboren. In jungen Jahren sympathisierte er mit dem Kommunismus. Seit 1920 lebte er in Berlin, wo er unter anderem für die „Weltbühne“ und das „Berliner Tageblatt“ schrieb. Nach der Machtübertragung an die Nazis emigrierte Marcu mit seiner ebenfalls jüdischen Frau nach Südfrankreich.
Seine etwa 15.000 bis 20.000 Bände umfassende Privatbibliothek wurde nach seiner Flucht zunächst durch die deutschen Behörden beschlagnahmt. Freunde Marcus erreichten im Herbst 1933 die Freigabe der Sammlung, nach Aussagen Marcus fehlte jedoch gut ein Drittel der Bände.
Nach der militärischen Niederlage Frankreichs gegen das Deutsche Reich flohen Marcus und seine Familie 1941 in die USA. Bei der erzwungenen Emigration musste er seine verbliebene Bibliothek in Nizza zurücklassen. Was nach seinem Tod und dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Sammlung geschah, konnte der HAB zufolge bislang nicht rekonstruiert werden.