Unter dem Titel „trotzdem da!“ zeigt die NS-Gedenkstätte im niedersächsischen Sandbostel ab Sonnabend eine Ausstellung, die sich mit den Lebensgeschichten von Kindern aus verbotenen Beziehungen im Nationalsozialismus beschäftigt. Die Schau ist das Ergebnis eines Forschungsprojektes und ist bis zum 14. März in Sandbostel zu sehen, wie die Gedenkstätte mitteilte.
„Mit dieser Ausstellung werden erstmals das Schicksal dieser bis dahin in der Wissenschaft und der Erinnerungskultur kaum beachteten Gruppe und die Auswirkungen auf die damaligen Kinder und deren Nachkommen teils bis in die Gegenwart dargestellt“, sagte Projekt- und Gedenkstättenleiter Andreas Ehresmann. „Ihre Geschichten wurden lange tabuisiert.“
Im Mittelpunkt stehen den Angaben zufolge Kinder, die während des Zweiten Weltkrieges oder auch danach aus Beziehungen zwischen Deutschen und von der NS-Rassenideologie als „fremdvölkisch“ stigmatisierten Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen oder Kriegsgefangenen hervorgegangen sind. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges mussten rund 13 Millionen Kriegsgefangene und Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter im Deutschen Reich arbeiten.
„Bei freundschaftlichen oder intimen Kontakten mit Deutschen konnten beiden Seiten hohe Strafen drohen“, blickte Ehresmann zurück. „Sie reichten von Gefängnisstrafen über die Einweisung in ein Konzentrationslager bis zur Todesstrafe. Dennoch wurden Kinder aus solchen Beziehungen geboren.“
Über das Forschungsprojekt, das mit Bundesgeldern gefördert wurde, konnten mehr als 20 Kinder aus verbotenen Beziehungen aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden ausfindig gemacht werden. „Mit ihren Erinnerungen, Dokumenten und Fotos haben sie die entscheidende Grundlage zur Verwirklichung der Ausstellung gelegt“, sagte Ehresmann.