War eine Promi-Hochzeit auf Sylt Wegbereiter neuer Regeln? Die Nordkirche erlaubt Trauungen und Beerdigungen künftig auch für Nicht-Mitglieder. Zudem können auch Ungetaufte am Abendmahl teilnehmen.
Trauungen, Beerdigungen und andere kirchliche Feiern sollen in der evangelischen Nordkirche künftig auch für Menschen möglich sein, die nicht Mitglied der Kirche sind. Das sieht ein Leitlinienpapier vor, das die Landessynode am Freitag in Lübeck-Travemünde verabschiedet hat. Ein Anspruch auf solche Kasualgottesdienste bestehe für Nicht-Mitglieder jedoch nicht, heißt es in dem Beschluss des Kirchenparlaments.
Eine Trauung wie im Fall des ehemaligen Bundesfinanzministers Christian Lindner wäre damit möglich. Der FDP-Politiker hatte sich 2022 auf Sylt trauen lassen, obwohl weder er noch seine Frau Kirchenmitglieder waren. Dies hatte bundesweit für Diskussionen gesorgt.
Mit den neuen “Grundlinien kirchlichen Handelns” vereinheitlicht die 1,6 Millionen Mitglieder zählende Nordkirche ihre Regeln für Taufen, Abendmahlsfeiern, Konfirmationen, Trauungen und Bestattungen. Seit der Gründung der Nordkirche 2012 hatten in den früheren Landeskirchen Nordelbiens, Pommerns und Mecklenburgs noch unterschiedliche Vorgaben gegolten.
“In Taufe, Abendmahl und Kasualien erfahren Menschen die Fülle des Lebens, die Gott für uns bereithält, in Worten und Zeichen”, erklärte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. “Zugleich sind sie kostbare Gelegenheiten, um mit Menschen an für sie bedeutenden Punkten ihres Lebens in Kontakt zu kommen.”
Auch das Abendmahl wird geöffnet: Künftig sollen auch Ungetaufte daran teilnehmen können. Zwar bleibe die Taufe formale Voraussetzung, doch solle niemand abgewiesen werden, der ernsthaft teilnehmen wolle. Zudem darf das Abendmahl nicht mehr ausschließlich mit Wein gefeiert werden. In allen Gemeinden müsse Traubensaft entweder zusätzlich oder anstelle von Wein bereitstehen, um Rücksicht auf alkoholkranke Menschen zu nehmen.
Zu Konfirmationen heißt es, dass eine gleichzeitige Teilnahme an Jugendweihen oder ähnlichen Feiern nur dann problematisch sei, wenn sie im Widerspruch zum christlichen Bekenntnis stehe.