Artikel teilen:

Neuer Wiener Erzbischof: Freude in Kirche und Gesellschaft

“Neue Körpersprache der Kirche”: Mit der Personalie Josef Grünwidl verbinden Funktionsträger in Kirche, Politik und Ökumene viel Positives. Sein offenes Ohr und seine Nähe zu den Menschen werten sie als vielversprechend.

Mit großer Freude ist die Nachricht der Ernennung Josef Grünwidls (62) zum neuen Wiener Erzbischof in vielen Bereichen der katholischen Kirche in Österreich aufgenommen worden. Auch aus der Politik und von Dialogpartnern in der Ökumene wurde die päpstliche Entscheidung für Grünwidl begrüßt.

Erzbischof Franz Lackner, Vorsitzender der österreichischen Bischofskonferenz, schrieb am Freitag, Wien bekomme mit Grünwidl einen “wirklichen Hirten, einen Seelsorger, der mit weitem Herz und wachem Geist wirkt, und der die Nähe Gottes wie auch der Menschen zulässt”. Auch persönlich freue er sich auf Grünwidls baldige Weihe und Aufnahme ins Bischofsamt, so der Salzburger Erzbischof. Er rief zugleich Österreichs Katholiken zu einem gemeinsamen Gebet “für den angehenden Erzbischof Josef und sein Amt, für sein Wirken und viele Jahre in Frieden” auf.

Die Katholische Aktion Österreich begrüßte Grünwidls “Nähe zu den Menschen, das offene Ohr und das Eingehen auf die Bedürfnisse sowie die Kenntnis der Funktionsweise einer so großen, komplexen und diversen Organisation wie der Erzdiözese”. Er stehe durch seine offene Art für eine “neue Körpersprache der Kirche” und mache Hoffnung auf neue Ansätze, um heutigen Herausforderungen zu begegnen, und durch sein Interesse an Menschen auch auf ein “Umdenken zu denen, die wir als Kirche oft nicht am Radar haben”, darunter besonders Jugendliche oder Arme.

Als “erfreuliches Signal an das Kirchenvolk” bezeichneten die Kirchenreform-Bewegungen “Wir sind Kirche”, “Pfarrer-Initiative”, “Laien-Initiative” und “Priester ohne Amt” die Entscheidung des Papstes für Josef Grünwidl. “Hätte man das Kirchenvolk in die Findung guter Kandidaten einbezogen, wäre er sehr wahrscheinlich genannt worden”, hieß es im Glückwunschschreiben. Man erhoffe vom neuen Wiener Erzbischof “mutige Schritte zur Erneuerung unserer Kirche” und ein Einbringen seiner vielfältigen Erfahrung in Seelsorge und Leitung.

Als “Menschenfreund und Gottesfreund” wurde Grünwidl von der Ordenskonferenz bezeichnet. Generalsekretärin Christine Rod, mit dem neuen Erzbischof seit Studienzeiten bekannt, sprach auch von einem “Kirchenfreund”, der sich durch “Klugheit, Realitätssinn, Gestaltungskraft und Fähigkeit zu kommunizieren” besonders auszeichne. “Er kann Menschen beteiligen und inspirieren. Wir können uns wirklich freuen”, so die Ordensfrau.

Große Zuversicht und Hoffnung äußerte die Caritas der Erzdiözese Wien. Der neuernannte Bischof werde eine “wichtige Stimme für Menschen an den Rändern der Gesellschaft” sein, begegne er doch Menschen mit großer Nähe und Empathie und spreche ihre Sprache, würdigten ihn die beiden Direktoren Alexander Bodmann und Klaus Schwertner. Sie hoben “seinen pastoralen Stil, seine Offenheit und seine Bereitschaft zuzuhören” hervor – Eigenschaften, die ihn zu einem “Brückenbauer” in orientierungsloser Zeit machten.

Auch in der österreichischen Politik ist die Ernennung Grünwidls positiv aufgenommen worden. Bundespräsident Alexander Van der Bellen gratulierte dem designierten Wiener Erzbischof via X und wünschte: “Alles Gute für diesen verantwortungsvollen Dienst für eine Kirche, die zuhört und verbindet.” Bundeskanzler Christian Stocker schrieb auf X, er freue sich als Katholik sehr, dass der neue Erzbischof von Wien feststehe. Der ÖVP-Politiker ergänzte: “Möge sein Wirken ein Beitrag für den Zusammenhalt in unserem Land sein und den Menschen Hoffnung und Orientierung schenken.”

Vertreter anderer christlicher Konfessionen lobten Grünwidls “Dialogbereitschaft und sein hörendes Herz”. Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Bischof Tiran Petrosyan, hob in seinem Glückwunschschreiben im Namen aller christlichen Glaubensgemeinschaften die bisherigen Beziehungen zur Katholischen Kirche und insbesondere auch zur Erzdiözese Wien hervor. Man freue sich auf die erwartbare “Fortsetzung des guten ökumenischen Miteinanders in Österreich” unter Grünwidl, schrieb er an die katholische österreichische Nachrichtenagentur Kathpress.

Der evangelische Bischof Michael Chalupka zeigte sich erfreut darüber, dass mit Grünwidl “der vorbildliche Weg der Ökumene in Österreich weitergegangen und noch vertieft werden kann”. Und der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) erklärte, Grünwidl verkörpere ein “Hirtenethos, das nicht herrscht, sondern dient”. Als “Mann des Gebets und des Friedens” sei er “Weggefährte im gemeinsamen Zeugnis des Glaubens”.