Der Seelenfänger”-Podcast des Bayerischen Rundfunks nimmt sich dieses Mal des umstrittenen Atman-Yoga an. Der spirituelle Lehrer der Bewegung wurde inzwischen verhaftet. Ihm wird unter anderem Menschenhandel vorgeworfen.
Eingeweiht werden in die Geheimnisse des Lebens, der Liebe, des Sex – damit lockt die internationale Bewegung Atman-Yoga Schülerinnen und Schüler. In seiner bereits vierten Staffel wirft der der “Seelenfänger”-Podcast des Bayerischen Rundfunks (BR) unter dem Motto “Toxic Tantra” einen Blick hinter die Fassade. Die acht Folgen sind ab 24. April in der ARD-Audiothek abrufbar. In ihnen berichten Frauen von einem Geflecht aus Manipulation, Machtmissbrauch und Heilsversprechen durch Yoga-Lehrerinnen und -Lehrer.
Die Mitgliedsschulen des Dachverbands Atman heißen fast überall anders, wie der BR in seiner Ankündigung vom Montag berichtet. So nenne man sie in Skandinavien NATHA, in Rumäninen MISA und in Großbritannien Tara. Hierzulande firmiere die Bewegung als “Deutsche Akademie für traditionelles Yoga” (DAtY) mit Zentren in derzeit neun Städten, unter anderem in München, Berlin und Freiburg. Die BR-Reporterinnen Christiane Hawranek und Katja Paysen-Petersen haben den Angaben zufolge mit mehr als 20 Frauen und Männern gesprochen, die an Schulen von Atman erst Yoga gemacht und dann immer mehr verstörende Dinge mitbekommen und erlebt hätten.
Dazu gehörten etwa Eva und Nathalie, heißt es in der Ankündigung. Sie seien auf der Suche nach Orientierung, Sinn und einem erfüllten Sexleben gewesen. Eva habe Tantra-Kurse in München belegt, Nathalie in Indien und Bukarest. Beide Frauen landeten irgendwann in Frankreich und seien an den geheimen Aufenthaltsort ihres Gurus Gregorian Bivolaru gebracht worden. Der Begründer dieser Bewegung sei zu diesem Zeitpunkt auf der Interpol-Liste gestanden, gesucht wegen des Verdachts des Menschenhandels. Die zwei Frauen beschreiben ihre “tantrische Initiation” mit ihm als sehr langem Sex. Sie hätten zwar freiwillig mitgemacht, sich aber manipuliert gefühlt.
Die Recherchen führten die beiden Journalistinnen bis nach Rumänien ins Gründerland der Bewegung, in einen Stripclub, in dem Frauen angeblich fürs Karma an der Stange tanzten. Während der Produktion der Reihe wurde Bivolaru in Frankreich verhaftet, unter anderem auch wegen des Verdachts der Vergewaltigung und der Entführung in einer organisierten Bande. Bis zu einem Gerichtsurteil gelte die Unschuldsvermutung.
Die DAtY habe dem BR geschrieben, in derartige Aktivitäten nicht involviert zu sein. Dass Yoga-Schülerinnen von ihnen nach Paris gefahren seien, davon hätten sie keine Kenntnis. Einige Kursleiter und Teilnehmer hätten Bivolaru als spirituellen Lehrer gewählt. Dies sei jedoch eine freie Entscheidung.