Wenn Frithjof Nürnberger den Flyer „Erfolgreich leiten“ in pommerschen Kirchengemeinderäten austeilt, erntet er schon mal ratlose Blicke. Welcher Ehrenamtliche soll denn an so einem Kurs teilnehmen, vier Wochenenden lang? Und warum kostet das hunderte Euro?
Nürnberger, seit Januar 2023 der Ehrenamtsbeauftragte im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis im Nordosten der Nordkirche, seufzt. Erst vor Kurzem haben 18 Ehrenamtliche den Lektorenkurs absolviert, den er, der Stralsunder Propst Tobias Sarx und andere neu konzipiert hatten. „Das war ein Selbstläufer“, erzählt er glücklich. „Erfolgreich leiten im Ehrenamt“ dagegen brauche wohl noch etwas Überzeugungsarbeit. Sieben Menschen waren bis zum 27. November angemeldet, mindestens zwölf müssten es bis zum 20. Dezember 2024 sein.
Ehrenamt: “Darin liegt die Zukunft unserer Kirche”
Warum und wofür will der Kirchenkreis Ehrenamtliche so weiterbilden, dass sie professionell leiten können? „Ich glaube, darin liegt die Zukunft unserer Kirche: dass wir Menschen fördern, die etwas wollen“, sagt Nürnberger. Er, Propst Sarx und andere träumen von einer Kirche, in der Gemeindeglieder eben nicht darauf warten, dass Hauptamtliche sie „versorgen“ – sondern selbst etwas aufbauen, in Bereichen, für die sie brennen.
„Der Kurs ist geeignet für Leute, die eine neue Gruppe aufbauen oder mit anderen sogar ganz neue Formen von Gemeinde ausprobieren wollen“, erklärt Nürnberger. Aber auch für die, die längst leiten und sich professionalisieren wollen: Ehrenamtliche etwa, die Gemeindegruppen organisieren, im Kirchengemeinderat (KGR) oder in der Synode wichtige Entscheidungen mittreffen… wie Daniel Maronde zum Beispiel. Der 28-jährige Erzieher hat ehrenamtlich den Vorsitz im KGR Krummin-Zinnowitz-Karlshagen inne und will die Weiterbildung besuchen, „um nochmal gutes Handwerkszeug zu bekommen“, wie er sagt. Außerdem gehöre Marc Engelhardt, der Leiter der pommerschen Kirchenkreisverwaltung, zu den Referenten. „Für die Arbeit im KGR ist es wichtig, dass wir Expertise im Verwaltungsbereich haben und mit der Verwaltung gut verknüpft sind“, sagt Maronde.
Der neue Ehrenamts-Kurs läuft von Januar bis November 2025
Am 31. Januar soll der Kurs starten und sich bis in den November ziehen. In Modul 1 sollen die Teilnehmenden unter anderem lernen, wie sie sich selbst gut führen können, welcher Führungstyp sie sind und welche Leitungs-Vorbilder es in der Bibel gibt. Referentin ist Judith Montag, Bereichsleiterin im Kreisdiakonischen Werk Stralsund. „Sie hat ein enormes Know-How in Sachen Gabenorientierung“, sagt Nürnberger. Modul 2 will den Ehrenamtlichen vermitteln, worauf es bei der Führung anderer ankommt, wie sie etwa mit Einwänden und Konflikten umgehen können. Modul 3 dreht sich um die Leitung von Teams, konkret auch darum, wie Entscheidungen in der Kirche fallen und sich eine Sitzung effektiv gestalten lässt. Modul vier bietet unter anderem Beratung für den Aufbau und die Veränderung von Strukturen vor Ort.
Dazwischen ist jeweils Zeit, das Gelernte auszuprobieren und mit Fragen in die Theorie zurück zu kommen. „Wir wollen die Teilnehmenden individuell begleiten“, sagt Frithjof Nürnberger. Er hofft, dass sie ähnlich wie die Lektoren zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen, die sie dann auch im Alltag stärkt.
300 Euro soll jeder Teilnehmende selbst zahlen, weitere 300 Euro die Herkunftsgemeinde beisteuern. „Das kommt manchen viel vor, tatsächlich sind die Kosten pro Teilnehmer weit höher“, sagt Frithjof Nürnberger. Allein die vier Wochenenden im Haus der Stille, mit Zimmer und Essen, würden mehr kosten, erst recht die Gebühren für eine solche Weiterbildung. So gesehen verschenkt der Kirchenkreis Teile der Ausbildung. „Wir sehen das als eine Form der Wertschätzung“, sagt Nürnberger. Am Geld solle es auch nicht scheitern. Sei das ein Hinderungsgrund für die Teilnahme, stehe er zum Gespräch bereit. „Gemeinsam finden wir sicher eine Lösung“.
Mehr Infos und Anmeldung unter ehrenamt@pek.de oder 03834 89621 27.