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Neue ostfriesische Regionalbischöfin tritt Amt in schwerer Zeit an

Die Umzugskisten und Kartons sind ausgepackt, der Kalender füllt sich mit Terminen. Seit diesem Sonntag ist Sabine Schiermeyer offiziell amtierende Regionalbischöfin für den evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems. In einem festlichen Gottesdienst überreichte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister in der Emder Martin-Luther-Kirche der Nachfolgerin von Detlef Klahr das Bischöfinnen-Kreuz. Die neue Regionalbischöfin habe ein Gespür für Menschen und das, was diese brauchen, sagte Meister.

Noch kennt Schiermeyer die Region nicht besonders gut – „aber ich freue mich darauf, den Sprengel zu entdecken“, sagt die 56-jährige Theologin. Sie will „wahrnehmen und kennenlernen“. Dabei sind ihr Meer und Küste nicht gänzlich fremd. „Als Studentin habe ich in einer Pension auf Juist gejobbt.“

Ungewöhnlich ist, dass Schiermeyer nach nur zwei Jahren als Superintendentin im Kirchenkreis Stolzenau-Loccum Regionalbischöfin wird. „Ich wusste, dass die Stelle ausgeschrieben ist, fühlte mich aber gerade gut im Kirchenkreis angekommen.“ Darum sei die Überraschung schon groß gewesen, als Landesbischof Meister sie anrief und fragte, ob sie sich nicht bewerben wolle.

Sie habe sich die Antwort nicht leicht gemacht und zunächst den Familienrat befragt, berichtet sie. Die neue Regionalbischöfin ist verheiratet und hat drei Kinder, von denen zwei im Studium sind. Der Jüngste soll in einem Jahr seine Schule in Rinteln beenden, weshalb auch Schiermeyers Mann noch in der Stadt an der Weser bleibt. „Doch der Familienrat hat entschieden, dass ich nach Emden gehen kann“, sagt sie und schmunzelt.

Die neue Regionalbischöfin übernimmt ihr Amt in einer für ihre Kirche schweren Zeit. „Der Umgang mit der ForuM-Studie zu sexuellem Missbrauch in unserer Kirche ist eine große Herausforderung“, sagt sie. „Die große Zahl der Fälle hat mich schockiert.“ Die Kirche müsse nun schnell ins Handeln kommen. „Wir stehen vor einem Trümmerhaufen und müssen neu Vertrauen aufbauen“, sagt Schiermeyer.

Damit die Kirche eine Zukunft hat, müsse sie sich weiterentwickeln, ist Schiermeyer überzeugt. Persönlich habe sie erfahren, dass der christliche Glaube ein wichtiges Fundament sein kann. „Ich habe positive Erfahrungen gemacht und bin von meiner Heimatgemeinde und Kirche gefördert worden.“ Das wolle sie in ihrem Beruf auch anderen vermitteln. „Ich bin seit 30 Jahren Pastorin und habe in dieser Zeit versucht, Gottes großes Ja zu uns Menschen erlebbar zu machen.“

Mit ihr ist auch Marianne Gorka als neue Regionalbischöfin des Sprengels Lüneburg in den Bischofsrat der hannoverschen Landeskirche eingezogen. Jetzt sind in dem Gremium vier Regionalbischöfinnen und zwei Regionalbischöfe plus Landesbischof vertreten. „Allein dies wird die Kirchenleitung verändern, weil jede und jeder sich mit seinen Erfahrungen und seiner Persönlichkeit einbringen wird“, sagt Schiermeyer.

Bei all den neuen Aufgaben werde es wichtig sein, den Kopf immer wieder freizubekommen für neue Ideen und Gedanken. „Das klappt bei mir am besten beim Laufen und mit Zeit mit meiner Familie.“ Auch wenn die zunächst nur zu Besuch nach Emden kommt. Entspannen könne sie auch gut beim Lesen, verrät die Theologin – „am liebsten Krimis“.