Notstand in Costa Rica, Hilferufe aus Honduras und Panama: Zentralamerika ist angesichts neuer Rekordmigrationszahlen völlig überfordert. Eine Botschaft, die dieser Tage bekannt vorkommt.
“Wir sind sehr erschrocken über die Zahl von 4.000 und 5.000 Migranten, die über die Grenze von Las Manos einreisen und in Danli durchkommen. Aber die für die kommenden Tage erwarteten Zahlen könnten das noch verdoppeln”, sagt William Yanez von der Nationalen Menschenrechtskommission (Conadeh) aus Honduras.
Wie eine riesige Karawane ziehen derzeit Zehntausende Menschen von Kolumbien durch die Region Darien nach Panama und dann weiter nach Norden Richtung Costa Rica, Honduras, Guatemala, El Salvador und schließlich Mexiko. In ein paar Wochen oder Monaten werden sie an der Südgrenze der USA zu Mexiko ankommen. In einigen mexikanischen Grenzstädten wie Tijuana ist die Lage dramatisch – schon jetzt und wieder mal.
In Honduras sind nach Ansicht von Conadeh weder die Zentralregierung noch die lokalen Behörden angesichts der Migrationskrise in El Paraiso und anderen Departements für die humanitäre Herausforderung gewappnet. Conadeh-Anwalt Yanez fordert deshalb eine sofortige Einsetzung eines Krisenausschusses, um die Rechte der Migranten bei der Durchreise, aber auch jene der Einwohner von El Paraiso zu gewährleisten.
Der Hilferuf aus Honduras kommt wenige Tage, nachdem Costa Rica den nationalen Notstand ausgerufen hat. Örtlichen Medienberichten zufolge sollen seit Jahresbeginn mehr als 60.000 Menschen das mittelamerikanische Land allein über Paso Canoas erreicht haben – und die Grenzgemeinde zählt selbst gerade mal 20.000 Einwohner. Costa Ricas Präsident Rodrigo Chaves verteidigte bei seiner wöchentlichen Pressekonferenz den nationalen Notstand; dieser ermöglicht eine schnellere Bereitstellung von Finanzmitteln. Zugleich kündigte der Präsident an, dass Migranten, die sich schlecht verhalten, abgeschoben würden.
Durch den Darien – ein Dschungelgebiet, das Kolumbien mit Panama verbindet – sind allein in diesem Jahr 390.000 Migranten gekommen; die meisten von ihnen Venezolaner. Über Panama reisen sie dann weiter Richtung Norden durch Costa Rica in Richtung Mexiko und USA. Der Lateinamerikanische Bischofsrat CELAM attestierte Lateinamerika und der Karibik jüngst eine “beispiellose Migrationskrise”, insbesondere im Korridor Zentralamerika-Mexiko. Und ein UN-Bericht von dieser Woche forderte eine regionale Strategie zum Umgang mit der Welle.
Die Regionaldirektorin der Internationale Organisation für Migration (IOM) für Zentralamerika, Nordamerika und die Karibik, Michele Klein Solomon, erklärte, es sei dringend notwendig, dass die Regierungen der Herkunfts-, Transit- und Zielländer unverzüglich gemeinsam humanitäre Hilfe leisten, insbesondere für gefährdete Gruppen wie Frauen und Kinder.