Mit einem Festakt wird am Freitag im sächsischen Torgau die neue Dauerausstellung der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof eröffnet. Sie erinnert an die repressiven Machtstrukturen innerhalb des DDR-Erziehungssystems sowie an die jugendlichen Opfer der sozialistischen Umerziehungspraxis, wie die Gedenkstätte am Donnerstag in Torgau mitteilte. Die Ausstellung steht unter dem Titel „Ich bin als Mensch geboren und will als Mensch hier raus“.
Sie wird anlässlich der letzten Entlassung eines Jugendlichen aus dem Jugendwerkhof Torgau vor 35 Jahren übergeben. Der Festakt findet im Torgauer Rathaus statt. Erwartet werden neben Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), der Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), und die SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke.
Die neu inszenierten Ausstellung widmet sich anhand von Biografien und Akten dem Alltag und der Lebenswirklichkeit der Betroffenen. Erstmals werde auch die sexualisierte Gewalt in den Heimen der DDR-Jugendhilfe thematisiert, hieß es. Ein Film nehme die formalisierte Sprache aus Originalakten des Jugendwerkhofs auf.
Von 1949 bis 1989 durchliefen laut Gedenkstätte etwa 135.000 Kinder und Jugendliche das System der DDR-Spezialheime. Für die angebliche Umerziehung zur „sozialistischen Persönlichkeit“ existierten in der ganzen DDR insgesamt 32 Jugendwerkhöfe und 38 Spezialkinderheime. Mehr als 4.000 Einweisungen sind für den Jugendwerkhof Torgau dokumentiert. Die Betroffenen waren damals im Alter zwischen 14 und 18 Jahren.