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Naumburger Cranach-Triegel-Altar genießt Kirchenasyl in Rom

Naumburg besitzt einen einzigartigen Marienaltar: vor 500 Jahren geschaffen von Lucas Cranach, kürzlich ergänzt von Michael Triegel. Nun wurde der Altar vorübergehend in Rom nahe dem Petersdom aufgestellt.

Der Cranach-Triegel-Altar aus dem Naumburger Dom ist für zwei Jahre in der deutschsprachigen Kirche neben dem Petersdom zu sehen. Das Kunstwerk wurde am Sonntagabend in einem ökumenischen Festakt in der Kirche Santa Maria della Pietà auf dem vatikannahen Campo Santo Teutonico der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der Naumburger Stiftsdirektor Holger Kunde dankte bei der Feier dem Campo Santo Teutonico für die ökumenische Gastfreundschaft, die eine vorübergehende Aufnahme in Rom ermöglicht habe. Zugleich unterstrich er den Wunsch, dass das Kunstwerk danach wieder an seinen ursprünglichen Ort zurückkehren möge. Er betonte, die Bedenken der Unesco-Gremien gegen das Altarbild seien nicht stichhaltig.

Der 1520 von Lucas Cranach geschaffene und später teils zerstörte Altaraufsatz wurde im Auftrag des Naumburger Doms von dem Leipziger Künstler Michael Triegel vervollständigt. Die Aufstellung des Altars 2022 löste einen Streit um den Unesco-Welterbetitel aus: Durch das Kunstwerk seien die Sichtachsen auf die zwölf Stifterfiguren des Doms beeinträchtigt, was den 2018 verliehenen Weltkulturerbe-Status für die Kirche gefährde.

Um den Streit zu entschärfen, wurde eine auf zwei Jahre befristete Aufstellung des Altarbildes in der deutschen Kirche nahe dem Petersdom vereinbart. Die beteiligten Stellen hoffen, dass es danach zu einer einvernehmlichen Lösung für eine dauerhafte Aufstellung in Naumburg kommt.

Triegel betonte bei dem Festakt in Rom, auch er sei dankbar für das “Kirchenasyl”, das dieses Kunstwerk nun gefunden habe. Die Argumente gegen die Aufstellung im Naumburger Dom wies auch er als nicht sachgemäß zurück. Zugleich merkte er an, dass der Streit um das Bild auch sein Gutes habe. Durch die Aufstellung des Kunstwerks in unmittelbarer Nähe zum Petersdom gebe es ein neues Element der Versöhnung zwischen den beteiligten christlichen Konfessionen, das es ohne den Streit nicht gegeben hätte.