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Naturschutz und Tierwohl im Kirchenwald

Im Kirchenwald der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Esslingen waren erstmals Rückepferde im Einsatz. Der rund 100 Hektar große Kirchenwald liege zwischen Plochingen und Aichwald (Landkreis Esslingen), teilte die Gesamtkirchengemeinde Esslingen am Donnerstag mit. Zuständig sei der Förster Daniel Fritz, Leiter des Reviers Plochingen.

Die Rückepferde Ikar und Nick wurden genutzt, um einen Teil des gefällten Holzes abzutransportieren. Julian Sartorius, der in Lichtenwald (Kreis Esslingen) einen Garten- und Landschaftsbaubetrieb leitet, hat sich zudem auf die Arbeit mit Pferden im Wald spezialisiert. Neben Ikar und Nick hat er noch zwei weitere Rückepferde, die er alle selbst ausgebildet hat. Sartorius setzt auf Percherons, eine robuste Rasse aus Frankreich. „Die Pferde sind genügsam, kräftig und nervenstark“, erklärt er.

880 Kilogramm wiegt der fünf Jahre alte Ikar. Gelenkt wird er mit einer Leine und entsprechenden Befehlen von Sartorius, der hinter ihm hergeht. Dabei bedient er sich der alten Fuhrmannsprache: Bei „hüh“ läuft Ikar los, bei „hot“ wendet er sich nach rechts, bei „ha“ hält er an. Während man jungen Pferden jeden Schritt vorsagen müsse, fänden erfahrene Pferde selbst den Weg durch das Gelände, erklärt Sartorius. Das bedeute für das Tier viel Kopfarbeit.

Ikars Aufgabe ist es, gefällte Stämme in die Reichweite der Forstmaschine zu transportieren. Das erledigt er viel pfleglicher für den Boden, als es Maschinen könnten. Wird der Waldboden zu stark verdichtet, zerstört dies wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Es dauert oft Jahrzehnte, bis sich der Boden erholt. Das Herausziehen der Stämme durch Pferde schone auch den Bestand der übrigen Bäume, erklärt der Förster. Etwa alle 40 Meter sind im Wald sogenannte Rückegassen angelegt, bis zu 300 Kilogramm können die Pferde auf einmal ziehen.

Vier Stunden am Tag ist Ikar im Einsatz, dann löst Nick ihn ab. Sartorius hat neben dem Naturschutz auch das Tierwohl im Blick, das sogenannte „Vorrücken“ ist Schwerstarbeit für die Tiere. Die Leidenschaft für Arbeitspferde hat ihn schon als Kind gepackt. Eisern hatte er für sein erstes Pferd gespart, das er sich schon mit zehn Jahren kaufen konnte. (2632/21.11.2024)