Die sozialistische Diktatur von Machthaber Daniel Ortega hat offenbar den Vorsitzenden der Nicaraguanischen Bischofskonferenz ausgewiesen. Er ist der dritte Bischof, der das mittelamerikanische Land verlassen muss.
Alles ging ganz schnell: Nach einem Treffen der Nicaraguanischen Bischofskonferenz wurde Bischof Carlos Enrique Herrera von Sicherheitskräften zum internationalen Flughafen Augusto C. Sandino gebracht. Dort forderte man ihn auf, in ein Flugzeug nach Guatemala zu steigen. In Guatemala-Stadt soll sich der Bischof von Jinotega nun im Provinzialhaus der Franziskaner, seinem Orden, aufhalten.
Herrera ist Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz in Nicaragua. Weder von seinen Amtsbrüdern noch von der Regierung in Managua gab es am Donnerstag eine offizielle Bestätigung zu den Vorgängen. Allerdings berufen sich lateinamerikanische Medien in ihren Berichten auf Quellen aus Kirchenkreisen.
Der Zwangsausweisung ging den Angaben zufolge ein Vorfall am Wochenende voraus. Demnach soll sich der Bischof während einer Predigt beschwert haben, dass die Stadtverwaltung in Jinotega absichtlich mit Lautsprechern den Gottesdienst gestört habe. “Bitten wir den Herrn um Verzeihung für unsere Fehler und auch für diejenigen, die den Gottesdienst nicht respektieren”, sagte Herrera laut lokalen Medienberichten.
Der Bürgermeister und alle städtischen Behörden hätten ein Sakrileg begangen, “denn sie kennen die Zeit der Messe”, so Herrera, der die Gläubigen aufforderte: “Gehen wir hin und sagen es ihm.” Dem Vernehmen nach sind bei Gottesdiensten unter der Leitung von regierungskritischen Geistlichen inzwischen stets Beobachter des Inlandsgeheimdienstes zugegen, um entsprechende Aussagen zu dokumentieren.
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation “Colectivo Nicaragua Nunca Mas” leidet die katholische Kirche in dem sozialistischen, von Machthaber Daniel Ortega geführten Land unter immer schlimmeren Repressionen. Das Regime gehe mit aller Härte gegen kritische Stimmen vor, die Religionsfreiheit werde systematisch eingeschränkt.
Laut aktuellen Zahlen der Organisation hat die Ortega-Regierung bislang 74 Ordensleute – zumeist Priester – inhaftiert. Davon wurden 63 wieder freigelassen und anschließend ins Exil geschickt, mindestens 35 Geistlichen wurde die Staatsbürgerschaft entzogen. Zahlreiche Kirchenvertreter haben aus Angst vor Verhaftung und Verfolgung freiwillig das Land verlassen.
Mit der Ausweisung Herreras erhöht sich die Zahl der aus dem Land gezwungen Bischöfe auf drei: Zuvor hatte das Ortega-Regime bereits Bischof Rolando Alvarez aus Matagalpa nach längerer Haftstrafe und Bischof Isidoro Mora aus der Diözese Siuna ausgewiesen, die als Regierungskritiker gelten. Ebenfalls das Land verlassen hatte zuvor der Weihbischof Managuas, Silvio Baez. Er wurde von Papst Franziskus 2019 ins Ausland geschickt, nachdem es mehrere Morddrohungen gegen Baez gegeben haben soll. Seitdem lebt er im Exil in den USA.
Die Regierung in Managua geht seit Jahren gegen kirchliche Vertreter und deren Institutionen vor, zudem wurde Tausenden NGOs die rechtliche Grundlage entzogen. Die Krise in Nicaragua hält seit 2018 an. Damals starben bei regierungskritischen Protesten Hunderte Menschen durch Polizeigewalt. Die Regierung beschuldigte die katholischen Bischöfe, an einem angeblichen Putschversuch beteiligt gewesen zu sein. Seither nimmt die staatliche Repression gegen die Kirche zu.