Erst Richtung Oberpfalz, dann nach Westdeutschland und weiter an die Nordseeküste. Dort sammelten die Experten den erschöpften Bartgeier Vinzenz wieder ein und brachten ihn jetzt zurück in seine bayerische Heimat.
Der große Ausflug des Bartgeiers Vinzenz ist vorbei. Nachdem der junge Vogel einen ungewöhnlichen Ausflug von 1.600 Kilometern von Bayern aus in den hohen Norden unternommen hatte, ist er wieder zurück in seiner bayerischen Heimat, wie der Naturschutzverband LBV am Wochenende mitteilte. Im Nationalpark Berchtesgaden habe das Tier erneut erfolgreich in die Freiheit entlassen werden können.
Laut Mitteilung holten ihn die Projektverantwortlichen im Hagengebirge nahe der österreichischen Grenze aus seiner Transportbox. Nach dem Öffnen der Türen habe es nur wenige Sekunden gedauert, bis Vinzenz selbstständig die Box verlassen und sich in die Lüfte erhoben habe. Auch die Ende Mai ausgewilderte Bartgeierdame Luisa sorge für Freude: Sie sei bereits am 22. Juni zum ersten Mal erfolgreich aus der Felsnische ausgeflogen.
Vinzenz hatte über mehrere Wochen hinweg für Aufregung gesorgt, wie es heißt. Der 2024 im Rahmen des Wiederansiedlungsprojekts ausgewilderte Bartgeier unternahm eine besondere Tour. Er flog demnach von den bayerischen Alpen über Süddeutschland bis in die Niederlande und schließlich an die Nordseeküste bei Oldenburg. Dort sei er Mitte Juni an einer Landstraße eingefangen und in die auf Greifvögel spezialisierte Wildtierauffangstation in Rastede gebracht worden.
“Vinzenz hatte auf seinem Flug rund zehn Prozent seines Körpergewichts verloren, war aber glücklicherweise unverletzt”, erklärt LBV-Projektleiter Toni Wegscheider. In Rastede sei er bestens versorgt, gründlich untersucht und schonend wieder aufgepäppelt worden. Neben der erhofften Gewichtszunahme seien auch medizinische Checks mit am Ende guten Ergebnis durchgeführt worden.
Die beeindruckende Flugroute von Vinzenz durch Deutschland und die Niederlande sowie seine nächsten Flüge können den Angaben zufolge auf der Internetseite des LBV mitverfolgt werden unter www.lbv.de/bartgeier-auf-reisen. Dort lassen sich auch die aktuellen Flugrouten der sechs anderen mit Sendern ausgestatteten Bartgeier sowie die kommenden Ausflüge von Generl und Luisa, sobald sie im Spätsommer das Klausbachtal verlassen haben, entdecken.
Der Bartgeier gehört mit fast drei Metern Spannweite zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Die Art wurde vom Menschen lange verfolgt, da man dachte, sie reiße Vieh und sogar kleine Kinder. In Wahrheit frisst der Geier fast ausschließlich Knochen.