Nach der Kritik an Äußerungen von Papst Franziskus über den Ukraine-Krieg ist der Vatikan um Schadenbegrenzung bemüht. Die erste Bedingung für die Suche nach einem gerechten und dauerhaften Frieden scheine ihm die zu sein, „der Aggression ein Ende zu setzen“, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Dienstag). Franziskus hatte in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen Aussagen getätigt, die als Aufforderung zur Kapitulation der Ukraine interpretiert wurden. Vatikan-Sprecher Matteo Bruni hatte dieser Darstellung bereits am Samstagabend widersprochen.
Der Heilige Stuhl fordere weiter einen Waffenstillstand, „und die Aggressoren sollten zuallererst das Feuer einstellen“, damit Verhandlungen aufgenommen werden könnten, präzisierte Parolin. Die Aussagen des Papstes, die in den vergangenen Tagen für Empörung sorgten, müssten im Zusammenhang des Gesprächs und der Fragestellung gesehen werden, sagte der Kardinalstaatssekretär.
„Der Heilige Vater erklärt, dass Verhandeln keine Schwäche, sondern Stärke ist. Es ist keine Kapitulation, es ist Mut“, interpretiert Parolin die Worte des Papstes. Man müsse außerdem mehr Rücksicht auf Menschenleben nehmen, „auf die Hunderttausenden Menschenleben, die in diesem Krieg im Herzen Europas geopfert wurden.“ Das gelte sowohl für die Ukraine „als auch für das Heilige Land und die anderen Konflikte, die die Welt blutig machen.“
Franziskus hatte in dem Interview mit dem Schweizer Fernsehen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine gesagt: „Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln.“ Auf eine Frage zu Forderungen nach „Mut zur Kapitulation, zur weißen Fahne“, antwortete der Papst: „Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weißen Fahne hat, zu verhandeln.“