Nach aufwendiger Restaurierung präsentiert das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden die berühmte „Gläserne Frau“ nun in einer Klimavitrine. Die Figur aus durchsichtigem Kunststoff kehrte am Montag in die Dauerausstellung zurück. Museumsdirektorin Iris Edenheiser sagte zur Wiederpräsentation, die 1935/36 in den Werkstätten des Hygiene-Museums gefertigte „Gläserne Frau“ gehöre zum wertvollsten Sammlungsbestand.
Sie zeigt die weibliche Anatomie mit Skelett, Organen, Nervenbahnen sowie Blutgefäßen. Die durchsichtige Frau sei eine „Ikone des Museums, ein Klassiker“, sagte Edenheiser. Nach ihrer Fertigstellung war sie jahrzehntelang durch die USA gereist und gelangte 1988 als Schenkung in das Deutsche Historische Museum Berlin. Im Dresdner Hygiene-Museum befindet sie sich als Dauerleihgabe.
Nach 90 Jahren sei das Material Celluloseacetat, aus dem sie gefertigt wurde, aber sehr fragil, sagte Edenheiser. Forschungen hätten ergeben, dass für den langfristigen Erhalt die Präsentation in einer Klimavitrine notwendig sei. Mit 15 bis 18 Grad Celsius und 30 bis 35 Prozent Luftfeuchtigkeit in der Vitrine habe die „Gläserne Frau“ nun optimale Bedingungen.
Laut der Sammlungsleiterin des Museums, Julia Bienholz-Radtke, ist der durchsichtige Kunststoff der historischen Figuren von massiven Alterungsprozessen betroffen. Es gebe Schrumpfungen, spröde Stellen und Verfärbungen ins Gelblich-Braune. Um den Erhalt der Stücke zu sichern, seien nun auch die „gläsernen“ Objekte im Depot in einer Klimazelle.
Insgesamt besitzt das Museum noch zwölf solcher Exponate, darunter auch eine „Gläserne Kuh“. In der Dauerausstellung werden neben der historischen „Gläserne Frau“ auch eine vergleichbare, etwas größere durchsichtige Frau von 1999 präsentiert sowie eine „gläserne“ schwangere Frau.
Im Hygiene-Museum seien bis zur Schließung der Werkstatt im Jahr 2000 insgesamt 130 „gläserne“ Figuren gefertigt worden. Bis heute seien sie das „Markenzeichen des Museums“, sagte Edenheiser. Einst wurden sie weltweit exportiert. „Gläserne“ Objekte gebe es unter anderem noch in den USA, in Südamerika und in Ägypten. Einst dienten sie der Gesundheitsaufklärung – in Zeiten, in denen es außer Röntgen noch keine bildgebenden Verfahren vom Inneren des menschlichen Körpers gab.
Die erste durchsichtige Figur des Hygiene-Museums war ein „Gläserner Mann“, der 1930 bei der Einweihung des neuen Museumsgebäudes präsentiert wurde und damals eine Weltsensation war. In der NS-Zeit wurden die „gläsernen“ Exponate„ missbraucht und von den Nationalsozialisten in Ausstellungen als “Idealbild” eines Menschen vorgeführt.
Aktuell ist ein 1992 im Hygiene-Museum gefertigter „Gläserner Mann“ in einer Ausstellung der Völklinger Hütte im Saarland zu sehen.