SPD-Urgestein Franz Müntefering ist Botschafter des Deutschen Seniorentags, der an diesem Mittwoch in Mannheim begonnen hat. Er wendet sich gegen Tabus zu Alter und Sterben. Sein Motto mit 85: Flott halten!
Franz Müntefering ist das Älterwerden nicht schwergefallen. “Dass ich 85 Jahre alt bin, ist nichts Negatives, das juckt mich nicht”, sagte der frühere SPD-Vorsitzende im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf dem 14. Deutschen Seniorentag in Mannheim. Gerne würde der leidenschaftliche Fußballfan auch wieder rennen, doch sein Arzt habe ihm gesagt: “Du bist mit Anstand 85 Jahre alt geworden – jetzt bist du alt, das musst du einsehen.”
“Das Leben ist mit dem Älterwerden verbunden, älter wird man vom ersten Tag an”, erklärte Müntefering. Wichtig sei es, den Menschen Mut zu machen, möglichst lange aktiv zu bleiben. Er selbst mache jeden Morgen im Badezimmer zehn Minuten Gymnastik. “Da zappelt man herum, das kann komisch aussehen, aber es sieht einen ja keiner.”
Der ehemalige Bundesminister und Vizekanzler ist Botschafter des diesjährigen Seniorentages. Von 2015 bis 2021 war er Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, die die dreitägige Veranstaltung ausrichtet.
Müntefering sieht beim Thema Älterwerden die Politik in der Pflicht. “Dass die Politik etwas tun muss, erklärt sich aus der demografischen Entwicklung, die Zahl der Älteren und Pflegebedürftigen nimmt zu”, mahnte der SPD-Politiker.
Doch auch jeder Einzelne müsse sich mit dem Thema auseinandersetzen. Früher habe es geheißen, übers Alter spricht man nicht, alt wird man von allein. Und auch über den Tod müsse man nicht reden. “Das war damals Quatsch, und das ist heute Quatsch”, betonte Müntefering.
Stattdessen sei es wichtig, realistisch zu sein, im Alter bleibe nicht alles so, wie es ist. “Es geht aufs Ende zu, alles hat Grenzen.” Man müsse sich aber flott halten, so gut es gehe.
Ein wichtiger Aspekt seien Kontakte. “Ein Problem ist die Einsamkeit, das kann der Staat nicht lösen.” Die Menschen müssten rechtzeitig dafür sorgen, dass sie Bekanntschaften schließen und diese auch pflegen.
Dabei räumte Müntefering ein, dass sein Verhältnis zur Technik nicht das beste sei. Wer mit ihm in Kontakt treten wolle, müsse ihm einen Brief schreiben.