Als Rückkehr Indiens zu alter Größe und Würde hat Premierminister Narendra Modi am Montag die Einweihung des umstrittenen Rama-Tempels in der Stadt Ayodhya gefeiert. In seiner Rede unter anderen vor den Führern der hindunationalistischen Hindutva-Bewegung sprach er vom “Beginn eines neuen Zeitenzyklus”. Die Einweihung des Tempels im Bundesstaat Uttar Pradesh sei das Versprechen, Indien “erfolgreich, schön und göttlich” zu machen.
Die Kontroverse um den Bau auf dem Grund der 1992 von Hindu-Extremisten zerstörten jahrhundertealten Babri-Moschee sprach Modi laut indischen Medien nur indirekt an. “Rama ist kein Streit – Rama ist die Lösung”, sagte Modi, der selbst der hindunationalistischen Indischen Volkspartei (BJP) angehört, unter Bezug auf den Hindu-Gott Rama. Bei der Wahl im Frühjahr strebt Modi eine dritte Amtszeit an.
Fundament der BJP ist die sogenannte Hindutva-Ideologie, nach der alle Inder Hindus sind. Indische Christen und Muslime gelten dagegen als Anhänger fremdländischer Religionen, die aus Egoismus nicht akzeptieren wollten, dass sie eigentlich Hindus seien.
Sonia Gandhi von der oppositionellen Kongress-Partei wie auch die vier wichtigsten Hindu-Orden hatten Einladungen zur Einweihung abgelehnt. Kurz nach Gandhis Absage ging in den Sozialen Medien ein Brief viral, in dem sie sich 2016 bei Papst Franziskus dafür entschuldigte, wegen Unwohlseins nicht an der Heiligsprechung von Mutter Teresa teilnehmen zu können. Als Vertreter hatte Gandhi zwei hochrangige Parteimitglieder nach Rom geschickt. Unterstützer der BJP werten in ihrer Propaganda Gandhis Brief und den Boykott der Einweihung des Tempels als Beweis für eine Ablehnung des Hinduismus durch die säkulare Kongress-Partei.
Gläubigen Hindus gilt der Ort der ehemaligen Babri-Moschee als Geburtsort des Gottkönigs Rama. Den Höhepunkt des jahrhundertelangen Streits zwischen Hindus und Muslimen bildete die Zerstörung der Moschee durch Tausende Hindus 1992. Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen wurden mehr als 2.000 Menschen getötet. 2019 entschied Indiens Oberster Gerichtshof, das Grundstück gehöre den Hindus. 2020 wurde der Grundstein für den Rama-Tempel gelegt; der Bau soll 2027 fertiggestellt sein.